Sein Vorschlag: Die Universität Bozen solle die EURAC stärker unter die Fittiche nehmen, damit die Forschungs- und Bildungseinrichtungen in Bozen besser koordiniert werden. Außerdem sprach er sich dafür aus, die Verwaltungsräte der Uni Bozen und der EURAC möglichst zusammenzulegen; für die Zukunft wären „ein einziger Präsident und je ein Direktor vorstellbar“, so Durnwalder. Diese Vorgehensweise stieß den EURAC-Mitarbeitern sauer auf. Dabei ist es nicht so sehr der Beschluss der Landesregierung gegen den sie sich zur Wehr setzen, sondern vielmehr gegen die Art und Weise. Ihre Forderung - adressiert an den Landeshauptmann: Nicht über die Köpfe hinweg entscheiden, sondern konzertierte Abmachungen treffen. In einem Offenen Brief nehmen die EURAC-Mitarbeiter nun zu den Plänen der Landesregierung Stellung. Darin streiten sie eine „EURAC-Uni-Rivalität“ ab, verweisen auf bereits stattgefundene und stattfindende Kooperationen, verwehren sich des „politischen Diktats“ und fordern die Landesregierung auf, die „Unabhängigkeit und Weisungsungebundenheit der EURAC“ zu respektieren. „Keine EURAC-Uni-Rivalität“ „Zu gut verkauft sich doch die angebliche ‚EURAC-Uni-Rivalität‘, die aus unseren Reihen niemand empfindet und die uns auch von unseren Kollegen an der Universität nicht entgegen gebracht wird. Von unseren elf Instituten bestehen nur bei dreien Berührungspunkte mit Einrichtungen an der Universität, nämlich in den Instituten für Erneuerbare Energie, Regionalentwicklung und Standortmanagement, sowie im Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit“, heißt es im Offenen Brief. In diesen drei Bereichen werde bereits seit Jahren zusammengearbeitet. „Projekte werden gemeinsam abgewickelt, Forschungs- und Lehrpersonal ausgetauscht. Jeder hat seine klar abgesteckten, voneinander divergierenden Tätigkeitsfelder und Zielsetzungen, die sich im Zyklus zwischen Forschung, Lehre und Umsetzung in den heimischen Unternehmen gegenseitig ergänzen.“ Keine Kostenersparnisse Die EURAC-Mitarbeiter sind überzeugt, dass die Gleichbesetzung von Unirat und Verwaltungsrat der EURAC sowie die Zusammenlegung zentraler Dienste kaum Kostenersparnisse bringe.„Die Personalabteilung und die Rechtsabteilung der EURAC bestehen beispielsweise nur aus je zwei, ausschließlich in diesen Bereichen tätigen Mitarbeitern. Eine gemeinsame Informatikabteilung existiert bereits seit Jahren und in Wissenschaftskommunikation und Bibliothekswesen bzw. im Bereich von Weiterbildung und Veranstaltungen gibt es bereits enge Kooperationen. Diese können selbstverständlich noch weiter ausgebaut werden“. „Kein politisches Diktat“ Im Brief wehren sich die EURAC-Mitarbeiter gegen ein „politisches Diktat von oben“ und fordern die Politik auf, sich inhaltlich mit der Arbeit der EURAC auseinanderzusetzen sowie strukturelle Änderungen der beiden Einrichtungen „mit den zuständigen Gremien der EURAC seriös und in einem Klima gegenseitigen Vertrauens zu diskutieren.“ Denn: Die Grundlage des lokalen und internationalen Erfolges der EURAC sei deren Unabhängigkeit und schlanke, flexible Organisationsstruktur. Außerdem verweisen die EURAC-Mitarbeiter darauf, dass gut zwei Drittel des EURAC-Personals aus Drittmitteln finanziert werde. „Wir sind der Ansicht, dass die EURAC ein international beachtetes Erfolgsmodell ist und sprechen uns für eine starke, unabhängige EURAC wie auch für eine starke unabhängige Universität aus“. „Mehr Respekt bitte“ Abschließend plädieren die EURAC-Mitarbeiter für mehr Respekt. „Wir bitten die Politik, ‚unserer EURAC‘ nach 19 Jahren erfolgreicher Tätigkeit mehr Respekt entgegenzubringen. Das in den Medien gezeichnete Bild verunsichert uns Mitarbeiter und lässt uns an einer langfristigen Perspektive für das Forschungszentrum EURAC zweifeln. Im hochkompetitiven internationalen Wissenschaftsmarkt kann das nicht zuletzt zum raschen Abgang hochspezialisierter Mitarbeiter führen“, geben sie zu bedenken. "Respekt für Unabhängigkeit und Weisungsungebundenheit der EURAC" Daher solle Artikel 3 der EURAC-Satzung ernst genommen werden. Darin sei von den Gründervätern der EURAC die Unabhängigkeit und Weisungsungebundenheit der EURAC verankert worden. „Synergien, Kooperationen und Netzwerke sind unabdingbar für funktionierendes, wissenschaftliches Arbeiten – auf lokaler wie auf internationaler Ebene. Genauso wichtig für eine erfolgreiche Forschung und unabdingbar für die gesunde wirtschaftliche und soziale Entwicklung unseres Landes sind aber Pluralismus und geistige Freiheit“, betonen die 235 EURAC-Mitarbeiter, die den Offenen Brief unterschrieben haben. stol