<BR /><b>Es gibt Forderungen nach einem Rücktritt von Sigrun Falkensteiner: Ist sie als Schulamtsleiterin noch zu halten?</b><BR />Philipp Achammer: Selbstverständlich, warum nicht? Rücktrittsforderungen weise ich ganz entschlossen zurück. Und ein derartiges Kesseltreiben ist auch nicht in Ordnung.<BR /><BR /><b><BR />Das Disziplinarverfahren gegen Direktorin Holzer wird als „Racheakt“ wahrgenommen…</b><BR />Achammer: Die Landesschuldirektorin hat das getan, was sie tun muss: Das Gesetz anwenden, deshalb wurde diese Sonderklasse aufgelöst, nachdem die Direktion dem ersten dahin gehenden Hinweis im Juni nicht nachgekommen ist.<BR /><BR /><b>Wurden Sie im Vorfeld darüber informiert?</b><BR />Achammer: Ein Disziplinarverfahren ist keine politische Entscheidung. Diese Entscheidung trifft in diesem und in allen anderen Fällen ausschließlich die Führungskraft. Die Aufgaben von Politik und Verwaltung sind zu trennen, und das ist auch gut so.<BR /><BR /><b>Wenn „Sonderklassen“ gesetzlich nicht der richtige Weg sind, welcher wäre dann der richtige und warum hat man den nicht schon eingeschlagen? </b><BR />Achammer: Schon heute wird in Klassen getrennt in Kleingruppen und je nach Sprachstand gefördert, den Schulen werden zusätzliche Sprachförderstellen zugewiesen, die Mittel wurden in den vergangenen 10 Jahren verfünffacht. Dies alles hat sehr wohl etwas gebracht. Und ja, es ist mühsam und geht nicht alles von heute auf morgen. Aber ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg ist. Einfach „wegschieben“ klingt für einige wohl allzu verlockend, ist aber keine Lösung, und mit mir auch nicht zu machen. <BR /><BR /><b>Ganz offensichtlich waren die bisherigen Bemühungen unzureichend, bei den Schulen fühlt man sich im Stich gelassen… </b><BR />Achammer: Das sehen längst nicht alle Schulen so. Ich habe mich immer wieder mit den Schulen mit hoher Sprachvielfalt ausgetauscht, Meinungen angehört, und auch vieles umgesetzt. Noch einmal: Es gibt nicht das Allheilmittel, mit dem alles von heute auf morgen erledigt ist.<BR /><BR /><b>Derzeit ruft Falkensteiner alle zum Rapport, die Kritik an der Vorgehensweise des Schulamtes äußern, letztes Beispiel ASSA-Vorsitzender Martin Sitzmann. Und die Meinungsfreiheit?</b><BR />Achammer: Es wurde doch niemandem seine Meinung untersagt. Aber eines sind Meinungen und etwas anderes geltendes Gesetz, das anzuwenden ist. Dass man sich mit Führungskräften über unterschiedliche Positionen austauscht, ist doch nichts Außergewöhnliches.<BR /><BR /><b>Italienische Schüler, die in die deutsche Schule drängen, sind kein Qualitätssiegel für die italienische Schule. Hat man auch da zu lange weggeschaut?</b><BR />Achammer: Die italienische Schule muss sich selbst die Frage stellen, warum dies so ist. Und es hat längst nicht nur mit dem Wunsch, die deutsche Sprache gut zu lernen, zu tun. Es braucht aber sicher einen viel offeneren, ehrlicheren Austausch zwischen deutscher und italienischer Schule.<BR /><b><BR />Das „Problem Migration“ war zunächst eines der italienischen Schule, war man einfach zu lange nur froh, dass es dort stattfindet und nicht bei uns. Wo war da der politische Weitblick?</b><BR />Achammer: Ich kann mich noch gut erinnern, dass vor gut 15 Jahren von deutscher Seite immer wieder gesagt worden ist, dass man schauen müsse, dass nicht alle die italienische Schule besuchen. Und nach wie vor sind es dort deutlich mehr. Immer mehr Migranten entscheiden sich aber für die deutsche Schule, weil sie sich davon eine bessere Perspektive für ihre Zukunft erhoffen.<BR /><BR /><b>Man kann italienischen Schülern aber auch den Zugang zur deutschen Schule verweigern – nicht populär, aber möglich, warum passiert das nicht?</b>Achammer: Wir müssen uns immer bewusst sein, welche gesellschaftspolitische Folgen eine Entscheidung hat. Mit Ausschlüssen – womöglich sogar während des Kindergarten- oder Schuljahres, so wie dies einige fordern – wird mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Dafür bin ich nicht zu haben, das kann man keinem Kind antun. Wenn schon, dann muss bereits vor Einschreibung agiert werden.<BR /><BR /><b>Nochmal zu den Kindern mit Migrationshintergrund: Deren Integration (einschließlich der Sprachkenntnisse) ist ja nicht „optional“, sondern notwendig. Und hat auch Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, demografische Entwicklung und Proporz... </b><BR />Achammer: Selbstverständlich. Sie sprechen mit demjenigen, der mit einer Ergänzung des Landesintegrationsgesetzes die Pflicht zum Erlernen von zumindest einer Landessprache umgesetzt hat, andernfalls wird beispielsweise das Familiengeld nicht ausbezahlt. Im heurigen Jahr wird dies erstmals flächendeckend umgesetzt und kontrolliert.<BR /><BR /><b>Nun soll es eine Arbeitsgruppe in der SVP richten…. Tun andere nun Ihren Job?</b><BR />Achammer: Machen Sie sich keine Sorgen: Ich werde Vorschläge vorlegen, was ich für sinnvoll und machbar erachte – aber auch klar sagen, wozu ich sicher nicht bereit bin.