Mittwoch, 30. August 2023

Familien unter Druck: Front für mehr Kinderbetreuung

Die Zahl der Eltern, die ihre Arbeit im ersten Lebensjahr ihres Kindes kündigen, steigt seit Jahren. Wie das Staatliche Arbeitsinspektorat erhoben hat, haben in Südtirol allein im Jahr 2022 1245 Personen ihre Arbeit gekündigt, davon 80 Prozent Frauen. „Eine relevante Ursache dafür ist die Tatsache, dass die Lebensrealitäten vieler Eltern nicht mit den beruflichen Erfordernissen und den Angeboten der Bildungs- und Betreuungsangebote zusammenpassen“, schreiben die 13 Mitgliedsvereine der Allianz für Familie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Vertreter des Arbeitskreises Eltern Behinderter, der Elterninitiative Südtirol, des Netzwerks der Eltern-Kind-Zentren Südtirols, des Forums Prävention, des KVW, des Landesbeirates der Eltern, des Regenbogenfamilien-Vereins der gleichgeschlechtlichen Eltern, der Sozialgenossenschaft Tagesmutter, der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende, von Väter aktiv, „Donne Nissá-Frauen Nissá“, Wnet (networking woman Südtirol) und vom Verein Südtiroler Adoptiv- und Pflegeeltern präsentierten den Forderungskatalog.

„Wir stehen kurz vor den Landtagswahlen. Die Vereinbarkeit von Familien und Beruf muss in der kommenden Legislatur stark in den Mittelpunkt der Politik rücken. Es ist höchste Zeit für ein Update von Bildung und Betreuung!“, erklärt Christa Ladurner, Sprecherin der Allianz für Familie.

Die Allianz für Familie, der KFS, der VKE und die Frauen des KVW haben daher gemeinsam einen Forderungskatalog für eine Aktualisierung des Bildungs- und Betreuungsangebots für die Altersspanne 0 bis 14 Jahren ausgearbeitet. Darin finden sich konkrete Maßnahmen, die in der kommenden Legislatur dringend umgesetzt werden müssen.

Die Maßnahmen sind im Forderungskatalog nach Altersstufen gestaffelt:

Kleinkindbetreuung (0 bis 3 Jahre)

- Neue Finanzierungsmodelle erarbeiten

- Kosten für Kleinkinderbetreuung und Kindergarten für die Familien vereinheitlichen

- Flexiblere Aufnahmen während des Jahres ermöglichen

- Rechtsanspruch schrittweise aufbauen

- Mehr kostenfreie Ferienzeit für Kleinkinder in der KiTa ermöglichen

Kindergarten (3 bis 6 Jahre)

- Zugangskriterien für die Verlängerungen modernisieren

- Eintritte mindestens zweimal jährlich gewährleisten

- Ein- und Austrittszeiten flexibilisieren

- Ganzjahreskindergarten mit wenigen Wochen Schließung anbieten

- Pädagogische Arbeit vor Bürokratie und Dokumentation stellen

- Mehr Flexibilität in der Kindergartenwahl gewährleisten

Schule und Mensabetreuung

- Mensa und Übermittagsbetreuung ausbauen

- Extraschulische Nachmittagsbetreuung ausweiten und Rahmenbedingungen verbessern

- Schulische Begleitangebote garantieren und Schulzeiten aufeinander abstimmen

- Ganztagsangebote im Sinne der Schule als Lebensraum in größeren Zentren ausbauen


„Diese Maßnahmen müssen nicht nur Qualität sichern und verlässlich für die Familien da sein, sondern auch den Bedürfnissen der Familien gerecht werden“, so Angelika Mitterrutzner vom KFS. Dies bekräftigt auch Franca De Pasquale vom VKE: „Kontinuität, auf die Arbeitszeiten abgestimmte Angebote für Kinder und eine konsistente Investition in Bildung und Betreuung – das sind einige unserer zentralen Forderungen“.

Denn wenn sich ein starres System den Anforderungen einer modernen Gesellschaft nicht anpasst und sich auf Kosten von Frauen, Eltern, Fachkräften und Kindern auf traditionellen Rollenbildern ausruht, dann ist eine Umgestaltung entsprechender Strukturen fällig. Chancengleichheit durch kontinuierliche Bildung und Betreuung in allen Bildungsstufen, auch für Kinder mit Beeinträchtigung und jene aus belasteten Familiensituationen, müssen in dieser Legislatur umgesetzt werden.

stol

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