„Wir werden in Kürze an die Wahlurnen schreiten. Es wird nicht mehr viel Zeit vergehen“, kündigte er am Montagabend bei einem Treffen von FLI-Anhängern an.Die Achse Berlusconi-Bossi repräsentiere nicht mehr die Mitte-Rechts-Bewegung in Italien. Im Gegenteil: Sie trete sie mit Füßen, so Fini.Fini unterstrich bei der FLI-Versammlung, dass auch der ehemalige Justizminister und neue PdL-Chef Angelino Alfano mittlerweile erkannt habe, dass vor allem Bossi, aber auch Berlusconi politisch nicht mehr tragbar seien.„Ich weiß, dass Alfano die Dinge ähnlich sieht wie ich. Er muss allerdings die bittere Pille schlucken und schweigen - allein schon, um an der Macht zu bleiben“, so Fini.Berlusconi sieht das etwas anders: Er ist nach wie vor überzeugt, dass er der richtige Mann ist, um Italien aus der Krise zu führen.Neuwahlen schließt er aus, zumindest „solange er das Vertrauen im Parlament hat“. Das bekräftigte er in den vergangenen Tagen immer wieder.Allerdings wird eines immer deutlicher: Der Widerstand gegen Berlusconi in den eigenen Reihen wird immer größer. Das Problem: Keiner der „Berlusconianer“ hat den Mut, sich öffentlich gegen den (noch) übermächtigen Parteigründer zu stellen.Leitartikel im „Corriere della Sera“: „Die Zeit des Ministerpräsidenten ist abgelaufen“Der bekannte Publizist und Historiker Ernesto Galli della Loggia kritisierte in einem Leitartikel des „Corriere della Sera“ (Sonntag-Ausgabe), dass der Regierungschef einfach nicht verstehen wolle, dass seine Zeit abgelaufen sei.„Es ist schwer zu glauben, dass Berlusconi es nicht weiß. Wenn dem aber so ist, wäre es angebracht, dass es ihm jemand sagt. Nämlich, dass es praktisch keinen einzigen Abgeordneten und Senator seiner Parlamentsmehrheit gibt, geschweige denn einen seiner Minister, der im privaten Gespräch nicht davon überzeugt ist, dass die Zeit des Ministerpräsidenten abgelaufen ist.“Es wäre das Beste für alle, wenn Berlusconi sein Amt so schnell wie möglich aufgebe, betont Galli della Loggia im Leitartikel„Alles geschieht hinter seinem Rücken“„Es wäre gut, wenn der Cavaliere wüsste: Der Abgeordnete, der ihm auf den Parlamentsfluren begegnet und ihm respektvoll die Hand schüttelt; die Staatssekretärin, die ihm von der Regierungsbank aus zulächelt; der zuverlässige Mitarbeiter; – sobald er sich entfernt hat, sagen sie alle jedem, der es hören will, dass es so nicht weiter gehen kann und dass der Premier gehen muss. Alle, ohne Unterschied: Aber immer hinter seinem Rücken. Seit Wochen führt die Rechte auf der italienischen Bühne ein trauriges Schauspiel der Doppelbödigkeit auf“, kritisiert der Publizist und Historiker.„Es geht um Leben oder Tod“ „Diejenigen, die sich so verhalten, scheinen sich nicht bewusst zu sein, dass Italien heute seinen möglicherweise kritischsten Moment seiner Nachkriegsgeschichte durchlebt“, warnt Galli della Loggia.Weder der Terrorismus, noch der Mega-Korruptionsskandal Anfang der neunziger Jahre („Mani pulite“) seien in der Lage gewesen, Italien so zu bedrohen wie die gegenwärtige Wirtschaftskrise. Die Politiker von Berlusconis Partei PdL würden anscheinend nicht verstehen, dass es um „Leben oder Tod“ gehe.„Entweder gelingt es dem PdL, sich von Berlusconi abzunabeln (...) oder für den PdL selbst ist Schluss. (...). Und für den Großteil ihrer Exponenten (...) gäbe es sicher keine politische Zukunft“.joi