Nachdem Arbeitsminister Eric Woerth sich dem Verdacht ausgesetzt sieht, in die mutmaßliche Steuerhinterziehung der „L'Oréal“-Milliardärin und Politikerwitwe Liliane Bettencourt verwickelt zu sein, zwangen Skandale um teure Zigarren, Immobilien und Flüge zwei Staatssekretäre zum Rücktritt. Weitere Politiker der bürgerlich-konservativen Mehrheit stehen im Kreuzfeuer der Kritik.Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dem nach jüngsten Umfrageergebnissen nur noch 26 Prozent seiner Landsleute vertrauen, nahm die Rücktrittsgesuche der Staatssekretäre Christian Blanc und Alain Joyandet am Sonntag an. Der 56-jährige Joyandet, der als Stellvertreter von Außenminister Bernard Kouchner fungierte, ist Bürgermeister der ostfranzösischen Stadt Vesoul und gilt als enger Vertrauter des Präsidenten. Er zog Unmut auf sich, indem er mit einem Privatjet für knapp 117.000 Euro zu einer Haiti-Hilfskonferenz nach Martinique flog. Zudem soll sich das für Entwicklungszusammenarbeit und Überseegebiete zuständige Regierungsmitglied eine illegale Baugenehmigung für die Erweiterung seiner Privatvilla besorgt haben.Der ebenfalls zum Rücktritt gedrängte Blanc sprach am Montag von einer „beispiellosen Lynchjustiz“ gegen seine Person und die Regierung. Der für die Entwicklung der Hauptstadtregion zuständige Staatssekretär hatte für unangenehme Schlagzeilen gesorgt, weil er innerhalb eines knappen Jahres auf Staatskosten für 12.000 Euro kubanische Zigarren gekauft hatte. Erst als die Sache bekannt wurde, überwies Blanc einen Teil der Summe zurück. Heftig umstritten ist auch Sport-Staatssekretärin Rama Yade. Sie lästerte zuerst über die Unterbringung der französischen Fußball-Nationalmannschaft in einem südafrikanischen Luxushotel, dann stellt sich heraus, dass für die Politikerin ein noch viel teureres Quartier reserviert worden war.Sarkozy hatte erst in der vergangenen Woche versucht, den Druck auf das Regierungsteam zu erhöhen, und für Oktober eine Kabinettsumbildung angekündigt. Nach den Sommerferien werde Sarkozy unnachsichtig die Konsequenzen aus dem Debakel um Verschwendung von Steuergeldern ziehen, verlautete aus Élysée-nahen Kreisen. Mit Spannung wird erwartet, ob Sarkozy an seinem Premierminister Francois Fillon festhält, der sich große Verdienste im Präsidentschaftswahlkampf 2007 um den Sieger erworben hatte und heute einer der beliebtesten Politiker des Landes ist. Der vormalige Linksgaullist trug durch seinen diskreten Amtsstil dazu bei, das Premieramt weiter zu schwächen, für dessen Abschaffung er sich sogar ausgesprochen hat, um ein reines Präsidialsystem US-amerikanischer Prägung einzuführen.Die Bildung der neuen Regierung gilt als Weichenstellung für die Präsidentenwahl 2012. Für seine Wiederwahl brauche Sarkozy ein „Kampfkabinett“. Der Präsident wolle „streng die Konsequenzen aus dem Verhalten der Minister ziehen“, teilten UMP-Abgeordnete nach einem Krisentreffen mit dem Staatschef mit. Die Affären sind umso pikanter, als die Regierung Haushaltskürzungen in Höhe von 45 Milliarden Euro bis 2013 plant. apa/afp/dpa