Pius Leitner: Minderheitenschutz steht und f?llt mit der Muttersprache, so lange wir bei diesem Staat sind. Deshalb d?rfen wir als sprachliche Minderheit niemals vom Artikel 19, der den muttersprachlichen Unterricht vorschreibt, abgehen. Tatsache ist, dass viele junge Leute beide Sprachen, deutsch und italienisch, nicht mehr gut beherrschen. In der Immersion aber das Allheilmittel zu sehen, ist der falsche Weg. Wir m?ssen Italienisch als Fremdsprache unterrichten, denn scheinbar lernen unsere jungen Leute Englisch leichter als Italienisch. Bei so vielen Unterrichtsstunden im Laufe einer Schullaufbahn m?sste ein durchschnittlich begabtes Kind Chinesisch lernen k?nnen, sagte mir einmal ein Oberschullehrer. Wir m?ssen bei den Zweitsprachenlehrern ansetzen, wir haben zum Beispiel in der Peripherie einen zu regen Lehrerwechsel. Und wir m?ssen erkennen, dass gute Italienischkenntnisse Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bringen. Au?erdem ist es auch eine Frage von Kultur, die Sprache des Nachbarn zu beherrschen.Richard Theiner: Die Zeiten ?ndern sich, aber vom Prinzip des muttersprachlichen Unterrichtes, das eine S?ule unserer Autonomie ist, d?rfen wir nicht abgehen. Was die Italienischkenntnisse angeht, gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land. Junge Leute haben heute in ihrem Dorf kaum die M?glichkeit, Italienisch zu sprechen, au?erdem besteht oft die Einstellung, dass man Italienisch eh nicht braucht. Ich beobachte seit vielen Jahren die Entwicklungen bei der Zweisprachigkeitspr?fung: Da h?lt der Vinschgau seit Jahren schon den Negativrekord. Wenn wir aber die Br?ckenfunktion zwischen Nord und S?d wahrnehmen wollen, dann ist die Zweitsprache Voraussetzung. Im l?ndlichen Raum m?ssen wir Italienisch als Fremdsprache unterrichten und mehr Wert auf Konversation legen als auf Literatur. Die Landesregierung ist zuletzt schon aktiv geworden, indem wir Austauschm?glichkeiten schaffen, zum Beispiel durch den Sachfachunterricht. Auch ein Austausch zwischen den Schulen w?re w?nschenswert.Christine Taraboi: Wir haben ein Defizit in Deutsch und ein gro?es Defizit in Italienisch. Und wir haben eine gro?e Jugendarbeitslosigkeit. Bei allen Stellenangeboten wird als Mindestanforderung Deutsch und Italienisch, oft noch Englisch verlangt. Die Lust am Sprachenlernen w?re da, dass sie aber bei Englisch gr??er ist als bei Italienisch, h?ngt an den Lehrmethoden und am h?ufigen Lehrerwechsel bei Italienisch. Hier muss noch viel getan werden.Benjamin Pixner: Nat?rlich ist die zweite Sprache wichtig, das ist auch eine Sache der Weiterbildung. Aber zuerst m?ssen wir die Muttersprache erlernen, ohne gleichzeitig noch eine andere Sprache. Dass wir bei Italienisch gro?e Defizite habe, ist auch eine Mentalit?tssache, f?r viele ist es die Sprache der Besatzermacht.Martin Daniel: Der Artikel 19 steht nicht in Frage, das hei?t aber nicht, dass in allen 35 Schulwochen alles Deutsch sein muss. An der Sportoberschule in Mals, wo ich unterrichte, haben wir schon l?nger interessante Projekte, wie den Sachfachunterricht ? mit gro?em Erfolg. Wenn wir vom Ziel einer mehrsprachigen Schule sprechen, dann muss das nicht von heute auf morgen gehen, aber wir sollten die M?glichkeiten nutzen und sp?ter vielleicht eine Schule mit halb Deutsch und halb Italienisch anbieten. Wer das nicht will, kann einsprachige Schulen besuchen.Thomas Demetz: Uns als Ladiner hat die Schule in drei Sprachen gut getan. Als PD m?chten wir langsam langsam in diese Richtung gehen ? schon aus globaler Sicht. Und es gibt nicht nur hier in S?dtirol M?ngel bei den Sprachkenntnissen.D/wib?? Alle Fragen und alle Antworten zu den Veranstaltungen in Neumarkt, Brixen, Bozen, Meran, Schlanders und Bruneck finden Sie auf der ?bersichtsseite.