„Es ist Zeit, nach vorne zu blicken“, sagte der britische Premierminister Keir Starmer in einer Erklärung. „Wir müssen die alten Debatten und politischen Kämpfe hinter uns lassen und vernünftige, praktische Lösungen finden, die das Beste für das britische Volk herausholen. Wir sind bereit, mit Partnern zusammenzuarbeiten, wenn wir dadurch das Leben der Menschen hier im Land verbessern können.“ <BR /><BR />Unterzeichnet wurde das Abkommen von Starmer – der früher für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eintrat – sowie EU-Ratspräsident Antonio Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.<BR />Von der Leyen bezeichnete die Wiederannäherung von Europäischer Union und Großbritannien als „historischen Moment“. „Wir beginnen ein neues Kapitel in unserer einzigartigen Beziehung“, sagte von der Leyen nach der Unterzeichnung des Abkommens über die engere Zusammenarbeit.<h3> Britische Rüstungsunternehmen bekommen Zugang zum EU-Verteidigungsmarkt</h3>Im Zentrum der Neuausrichtung steht ein Verteidigungs- und Sicherheitspakt, der Großbritannien die Teilnahme an gemeinsamen Beschaffungen ermöglicht. Dies ebnet den Weg für britische Unternehmen wie BAE Systems, Rolls Royce und Babcock, an einem 150 Milliarden Euro schweren EU-Programm zur Wiederbewaffnung Europas teilzunehmen. Die Londoner Regierung erklärte, dass die Neugestaltung mit ihrem größten Handelspartner den bürokratischen Aufwand für Lebensmittel- und Agrarprodukte reduzieren, Lebensmittel günstiger machen, die Energiesicherheit verbessern und bis 2040 fast neun Milliarden Pfund (etwa 10,6 Milliarden Euro) zur Wirtschaft beitragen werde.<BR /><BR />In der Fischerei werden britische und EU-Schiffe für zwölf weitere Jahre Zugang zu den Gewässern des jeweils anderen haben. Dieses Zugeständnis nimmt dem Vereinigten Königreich einen seiner stärksten Trümpfe in zukünftigen Verhandlungen, wenn es etwa um eine dauerhafte Reduzierung von Bürokratie und Grenzkontrollen geht, die kleine Lebensmittelproduzenten bisher am Export nach Europa hinderten. Zudem hat Großbritannien den Grundzügen eines begrenzten Jugendmobilitätsprogramms zugestimmt, dessen Details noch ausgearbeitet werden sollen. Enthalten darin soll auch die Teilnahme am Erasmus+-Studentenaustauschprogramm sein.<h3> Mehrheit der Briten bereut Brexit</h3>Aktuelle Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Briten die Brexit-Entscheidung bereut. Es gibt jedoch wenig Interesse an einem Wiedereintritt in die EU. Unter Starmer hat sich Großbritannien kontinuierlich der EU und vor allem Frankreich und Deutschland wieder angenähert. Dies steht in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. In diesem Bereich bemühen sich die Regierungen in London und Paris gemeinsam mit dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz um ein einheitliches Vorgehen, auch zusammen mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk.<BR /><BR />Beim historischen Referendum 2016 stimmte Großbritannien für den EU-Austritt, was tief verwurzelte Spaltungen im Land offenlegte. Der Austritt des Landes aus der EU erfolgte dann im Jänner 2020. In der Zeit erlebte Großbritannien eine der turbulentesten Perioden seiner politischen Geschichte, mit fünf Premierministern im Amt, bevor Starmer im vergangenen Juli das Ruder übernahm.