Während sich führende FDP-Politiker auch am Montag beeilten, die Wahl des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) zum Bundespräsidenten als nicht gefährdet darzustellen, signalisierten liberale Landespolitiker weiter Sympathie für Gauck.Der Oppositionskandidat selbst sieht eine große Kluft zwischen Regierung und Bürgern in Deutschland. „Ich habe das Gefühl, dass wir im Moment in einer kritischen Phase in unserer Gesellschaft sind“, sagte Gauck am Sonntagabend dem „heute-journal“ des ZDF.Über den Sieg des Regierungskandidaten Wulff „muss sich keiner Sorgen machen“, sagte Gesundheitsminister Philipp Rösler der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Montag auf die Frage, ob der CDU-Politiker in der Bundesversammlung an mangelnder Unterstützung der Liberalen scheitern könnte. Wulff sei der beste Kandidat, seine geschlossene Unterstützung „Ehrensache“. Auch Niedersachsens stellvertretender Ministerpräsident Jörg Bode (FDP) bekräftigte: „Die FDP wackelt nicht.“Vor allem ostdeutsche FDP-Politiker hatten dagegen am Wochenende offen Sympathie für den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Gauck bekundet, den SPD und Grüne nach dem Rücktritt von Horst Köhler in der vergangenen Woche als ihren Kandidaten für die Nachfolge vorgestellt hatten. Der sächsische FDP-Chef Holger Zastrow etwa sprach sich für eine offene Diskussion über beide Kandidaten aus. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Koalition im Bund infrage gestellt wäre, sollte Gauck gewinnen, setzte Zastrow noch eines drauf.„Ich habe das Gefühl, dass wir im Moment in einer kritischen Phase in unserer Gesellschaft sind“, sagte Gauck selbst am Sonntagabend dem „heute-journal“ des ZDF. Er habe den Eindruck, „dass die Regierten und die Regierenden Sprachstörungen haben, dass sie oft aneinander vorbeireden oder dass die Regierten nicht mehr den Adressaten finden, an den sie sich eigentlich wenden wollen.“ Er werde „versuchen, die Sprachstörungen ein bisschen zu beheben“ - unabhängig von seiner Funktion.Auf die Frage, ob seine Wahl eventuell das Ende der derzeitigen schwarz-gelben Regierungskoalition nach sich ziehen könne, sagte Gauck, er denke derzeit „nicht so weit“. Er gab zu verstehen, dass ein Wahlerfolg angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung nicht auf Anhieb zu erwarten sei. Allerdings wäre es nach Gaucks Worten auch „nicht ein Krankheitszeichen“, wenn diese Wahl gelingen sollte.dpa