<h3> Scholz schaltet auf Angriff</h3>Amtsinhaber Scholz ging sofort in die Offensive und schlug einen zeitweise gereizten Ton gegen Merz an. Einige Beispiele: „Doof“ fand der Kanzler die Forderung von Merz nach Zurückweisung von Flüchtlingen an den deutschen Grenzen. „Lächerlich“ fand er Merz' Vorstellungen zur Finanzierung eines höheren Wehretats. Das Zusammenwirken mit der in Teilen rechtsextremen AfD bei der Migrationsabstimmung im Deutschen Bundestag wertete Scholz als „Wortbruch“ des CDU-Kandidaten. Beim Thema Migrationspolitik fuhr Scholz den CDU-Chef verärgert an: „Ich finde, Sie reden drumrum und deshalb erzählen sie was Falsches.“<h3> Merz demonstriert Gelassenheit</h3>Der CDU-Chef gilt als durchaus impulsiv und reizbar. In der TV-Debatte bemühte er sich aber um staatsmännische Gelassenheit – fast so, als sei er schon der Amtsinhaber. Merz referierte Daten zur schlechten Konjunkturlage und arbeitete Punkt für Punkt die Politikfelder durch, in denen Scholz' Regierung seiner Ansicht nach falsche Entscheidungen getroffen hat: Migration, Bürgergeld, Energie, Wirtschaftspolitik. Verbalattacken vermied er weitgehend, stellte den Kanzler aber als etwas entrückt dar: „Herr Scholz, bitte, sie leben nicht in dieser Welt“, sagte Merz zu Scholz' Migrationspolitik. Der Kanzler lebe in einem „Märchenschloss“.<h3> Beide glauben an den Sieg</h3>Kanzler Scholz will die Wahl noch nicht verloren geben – auch wenn seine SPD in Umfragen weit hinter der Union (CDU/CSU) liegt. Er gehe davon aus, dass sich die Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl am 23. Februar „anders entscheiden werden, als Herr Merz sich das so lange ausgemalt hat“. Scholz erwartet, „dass die SPD ein neues Mandat bekommt“. Merz kündigte an, nach einem Wahlsieg „selbstverständlich“ mit der SPD oder auch den Grünen über die Bildung einer Koalition zu sprechen. „Ich traue mir zu, eine gute neue erfolgreiche Regierung in Deutschland zu führen“, sagte er.<h3> Zankapfel AfD</h3>Scholz und Merz waren sich in einem einig: Das Erstarken der AfD sehen sie als Gefahr. Ansonsten herrschte bei diesem Thema wenig Einigkeit: Er könne nicht sicher sein, ob Merz nach der Wahl mit der AfD zusammenarbeite, sagte Scholz und verwies auf einen mit Hilfe der AfD im Bundestag verabschiedeten Unions-Antrag zur Migrationspolitik. Merz wies dies entschieden zurück. Der CDU-Chef schob der Regierung Scholz eine Mitschuld am Aufstieg der AfD vor – wegen eines Versagens bei der Begrenzung der irregulären Zuwanderung und einer linken Politik, für die es „in diesem Lande schon lange keine Mehrheit mehr“ gebe.<h3> Leere Kassen, schlechte Stimmung</h3>Kanzler Scholz brachte die Herausforderung für die künftige Regierung in einem kurzen Satz auf den Punkt: „Uns fehlt vorne und hinten das Geld.“ Er räumte ein, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft schlecht sei. Merz warf dem Kanzler Versagen vor: „Die Menschen in Deutschland sind ärmer geworden.“ Bei der Debatte über die weitere Finanzierung höherer Verteidigungsausgaben schloss Merz Gespräche über eine Lockerung der Schuldenbremse nicht aus. Einig waren sich beide, dass die Menschen entlastet werden müssen – wenngleich die Details sehr vage blieben.<h3> Trumps Schatten reicht bis nach Berlin</h3>Dem Wirken des neuen US-Präsidenten konnten sich die beiden Kanzlerkandidaten im Berliner TV-Studio nicht entziehen, mehrfach kamen sie auf Donald Trump zu sprechen. Merz und Scholz einte dabei eine gewisse Ratlosigkeit. „Na ja, er ist berechenbar unberechenbar“, sagte Merz über den US-Präsidenten. Einig waren sich beide bei ihrer Einschätzung der Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump zum Gaza-Streifen: Scholz wertete dies als „nicht akzeptabel“, Merz pflichtete ihm bei. Gegensätzlicher Ansicht waren beide bei der Entscheidung von Trump, in den USA nur noch zwei Geschlechter zuzulassen. Merz findet das nachvollziehbar, Scholz hingegen unangemessen.