Wegen des innenpolitischen Widerstands gegen die drakonischen Sparpläne hat am Montag der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou seinen Hut genommen, der langjährige Regierungschef Silvio Berlusconi, der weder durch Sexskandale noch durch Korruptionsaffären außer Tritt geraten ist, könnte in den nächsten Tagen folgen.Es folgt ein Überblick über die bisherigen Opfer der Euro-Krise in den europäischen Regierungskanzleien.BRIAN COWEN (IRLAND)Der irische Taoiseach musste als erster Regierungschef der Eurozone seinen Hut nehmen, nachdem seine regierende Fianna Fail die Parlamentswahlen im Februar verlor. Es handelte sich um ein politisches Erdbeben, hatte die Mitte-Rechts-Partei doch acht Jahrzehnte lang die irische Politik dominiert. Neuer Regierungschef wurde Enda Kenny von der Mitte-Rechts-Partei Fine Gael, der im Wahlkampf ein Aufschnüren des Euro-Rettungspakets verlangt hatte. Irland musste Ende 2010 als zweites Land nach Griechenland unter den Rettungsschirm schlüpfen, nachdem es sich bei der Bankenrettung übernommen hatte.JOSE SOCRATES (PORTUGAL)Der sozialistische Regierungschef trat im März 2011 zurück, nachdem das Parlament ein Sparprogramm abgelehnt hatte. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni gewannen die konservativen Sozialdemokraten (PSD) von Oppositionsführer Pedro Passos Coelho. Obwohl er den Wählern versprochen hatte, energischer gegenüber Brüssel auftreten zu wollen, musste Coelho die mit dem Schutzschirm verbundenen Sparmaßnahmen akzeptieren.JOSE LUIS RODRIGUEZ ZAPATERO (SPANIEN)Nach monatelangen Protesten gegen die harten Sparmaßnahmen seiner Regierung entschloss sich der sozialistische Regierungschef im Juli zu einer Vorverlegung der Parlamentswahlen auf November 2011. Zapatero hatte schon im Frühjahr die Konsequenz aus seinen miserablen Umfragewerten gezogen und bekanntgegeben, bei der Wahl nicht mehr antreten zu wollen. Umfragen zufolge wird die konservative Volkspartei (PP) eine absolute Mehrheit erringen.BORUT PAHOR (SLOWENIEN)Der sozialdemokratische Ministerpräsident stürzte am 21. September über eine Vertrauensabstimmung im Parlament, mit der er sich ein neues Mandat für seine umstrittene Reformpolitik verschaffen wollte. Zwei Koalitionspartner hatten ihm den Rücken gekehrt, nachdem die von der EU als dringlich gewertete Pensionsreform im Juni in einer Volksabstimmung gescheitert war. Pahor tritt bei den vorgezogenen Wahlen am 4. Dezember wieder an, hat aber kaum Siegeschancen. In den Umfragen liegen seine Sozialdemokraten abgeschlagen auf dem vierten Platz hinter der konservativen Demokratischen Partei (SDS) und zwei neu gegründeten Parteien.IVETA RADICOVA (SLOWAKEI)Die christdemokratische Regierungschefin stolperte im Oktober über eine Vertrauensabstimmung zum Euro-Rettungsschirm. Die mitregierende liberale Partei „Freiheit und Solidarität“ (SaS) wollte die milliardenschwere Beteiligung der Slowakei an der Rettung schuldengeplagter Euro-Staaten nicht mittragen. Radicova musste daraufhin die linksgerichtete Partei „Smer“ („Richtung“) um Unterstützung ersuchen, die im Gegenzug vorgezogene Neuwahlen forderte. Radicova ist bis zum Urnengang am 10. März 2012, bei dem sie nicht mehr antritt, geschäftsführend im Amt.GIORGOS PAPANDREOU (GRIECHENLAND)Der sozialistische Regierungschef hat sein Land fast zwei Jahre lang durch eine beispiellose wirtschaftliche und politische Krise gesteuert, drakonische Sparmaßnahmen gegen eine nicht abebbende Protestwelle durchgesetzt und mehrmalige Nachbesserungen der Rettungspakete der Euro-Partner erreicht.Ausgerechnet seine Entscheidung, über das als endgültig gewertete Hilfspaket des EU-Gipfels vom 27. Oktober eine Volksabstimmung abhalten zu wollen, wurde ihm zum Verhängnis. Die EU-Spitze fühlte sich brüskiert, mehrere Spitzenvertreter seiner Sozialisten versagten Papandreou die Gefolgschaft. Zugleich lenkte die konservative Opposition ein und erklärte sich zu einer Regierung der nationalen Einheit bereit – fast ein halbes Jahr nachdem Papandreou erstmals seinen persönlichen Rückzug für diesen Fall angeboten hatte.Als nächster Ablösekandidat gilt:SILVIO BERLUSCONIDer Milliardär und Medienunternehmer wurde schon mehrmals politisch totgesagt, konnte sich bisher aber trotz zahlreicher Korruptionsaffären und Sexskandale an der Macht halten. Die Schuldenkrise steigerte jedoch den Druck auf ihn, da er im In- und Ausland als Haupthindernis für eine Sanierung des italienischen Budgets angesehen wurde. Beobachter gaben ihm nur wenig Chancen, die Budgetabstimmung am heutigen Dienstag im Abgeordnetenhaus zu überstehen, nachdem ihm am Wochenende zahlreiche Abgeordnete seines Mitte-Rechts-Lagers die Gefolgschaft aufgekündigt hatten.Schon Mitte Oktober hatte er ein Vertrauensvotum nur mit der kleinstmöglichen Mehrheit von 316 der 630 Stimmen gewonnen. Berlusconi war bereits im Jahr 1994 italienischer Ministerpräsident, nachdem er mit seiner Retortenpartei „Forza Italia“ das politische Spektrum des Landes durcheinandergewirbelt hatte.Seine Koalition zerbrach aber schon nach wenigen Monaten. In den Jahren 2001 und 2008 schaffte er zweimal ein politisches Comeback. apa