Mehr als 20 Namen waren zeitweise im Spiel. Die politischen Strategen hielten ihre Karten dabei stets bedeckt - um sich dann beim EU-Sondergipfel am Donnerstag in Brüssel überraschend auf ein neues, belgisch-britisches Duo an der EU-Spitze zu einigen.Die Britin Catherine Ashton wird künftig die Außenpolitik der EU leiten, der Belgier Herman Van Rompuy führt als EU-Ratspräsident die Staats- und Regierungschefs. Für Frankreich, Deutschland und Großbritannien hat sich das Spiel um Macht und Einfluss in Brüssel gelohnt - für einige Kandidaten und andere Regierungschefs dagegen nicht. Einige Gewinner: Der britische Premierminister GORDON BROWN bestimmte von Anfang an das Spiel. Sein Amtsvorgänger Tony Blair als Ratspräsident sei sein „Plan A", wiederholte er lange gebetsmühlenartig. In letzter Minute zauberte er Ashton aus dem Hut - und hievte eine Vertraute auf den Top-Posten des „Außenministers".Bundeskanzlerin ANGELA MERKEL hat mit ihrem Europaexperten Uwe Corsepius einen Vertrauten in Brüssel so gut wie platziert. Er soll von 2011 an Generalsekretär des EU-Ministerrates werden. Wenn Bundesbankchef Axel Weber 2011 auch noch Chef der Europäischen Zentralbank würde, wäre Merkels Strategie der Zurückhaltung vollends aufgegangen. Berlin hatte für die beiden Jobs keine eigenen Bewerber ins Rennen geschickt.JOSE MANUEL BARROSO dürfte sich ebenfalls freuen. Der EU-Kommissionspräsident hatte Ashton im Oktober 2008 als Handelskommissarin der Union unter seine Fittiche genommen. Nun spielt sie auch in der Kommission als Vizepräsidentin eine Schlüsselrolle - und arbeitet gut mit ihm zusammen.Der französische Staatspräsident NICOLAS SARKOZY verhinderte mit seinem Beharren auf Van Rompuy erfolgreich den vom ihm nicht besonders geliebten luxemburgischen Regierungschef Jean-Claude Juncker als EU-Ratspräsidenten.FREDRIK REINFELDT geht als erfolgreicher Stratege aus dem Personalpoker hervor. Bei der Ratifizierung des Lissabon-Vertrags durch Tschechien und im Machtpoker mit 27 Staatsgrößen hat der schwedische Regierungschef und Gipfelgastgeber exzellentes Krisenmanagement bewiesen.Doch es gibt auch lange Gesichter, nachdem die Karten aufgedeckt sind:Allen voran bei den anderen Kandidaten für die neuen EU-Spitzenämter: Neben dem italienischen Ex-Ministerpräsidenten MASSIMO D'ALEMA und der Ex-Präsidentin Lettlands, VAIRA VIKE-FREIBERGA, dürfte auch der belgische Ex-Premier GUY VERHOFSTADT enttäuscht sein. Er wollte schon 2004 an die Kommissionsspitze und wurde damals von den Briten verhindert.Der britische Ex-Premier TONY BLAIR ist am Ende lediglich Spielball von Regierungschef Brown geworden - ohne wirklich eine Chance auf den Posten des Ratspräsidenten gehabt zu haben. Blair musste den Weg für Ashton frei machen.Für Luxemburgs Regierungschef JEAN-CLAUDE JUNCKER wäre der Sprung in den EU-Präsidentsessel nach 14 Jahren als Premierminister ein wichtiger Schritt nach oben gewesen. „Ich persönlich bin nicht zu sehr enttäuscht", sagte er dennoch nach der Entscheidung. Sein Trost: Van Rompuy vertritt in etwa die gleichen europäischen Interessen.Für den spanischen Ministerpräsidenten JOSÉ LUIS RODRíGUEZ ZAPATERO kommt die Wahl eines EU-Ratspräsidenten ungelegen. Spanien übernimmt von Januar an für ein halbes Jahr die rotierende EU-Ratspräsidentschaft - just in der Zeit, in der sich der neue Präsident profilieren muss. Zapatero wird nicht die beiden EU-Gipfel in seiner Präsidentschaft leiten - das übernimmt Van Rompuy. dpa