Nach einem Jahr und einem Tag im Amt als Erster Bürger spricht er im Interview über seinen Erfolg, seinen Amtsantritt und seinen größten Wunsch für die Zukunft.<BR /><BR /><b>Herr Seppi, Sie sind seit einem Jahr Bürgermeister von Leifers. Wie lautet Ihr Zwischenfazit?</b><BR />Giovanni Seppi: Ich habe in diesem Jahr große Verantwortung verspürt und es gab sehr viel Arbeit – aber auch viele Erfolgserlebnisse. Wenn ich das Jahr mit drei Schlagwörtern zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Verantwortung, Einsatz und Vertrauen. Besonders stolz bin ich darauf, dass es uns gelungen ist, das Vertrauen zwischen Gemeindeverwaltung und dem Vereinswesen wieder aufzubauen. Viele Vereine haben mich seit meiner Wahl kontaktiert, und ich war bei zahlreichen Veranstaltungen dabei. Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Vereinen, Gemeindeverwaltung und Politik. Das ist ein wichtiger Schritt, da Vereine in kultureller, sozialer und sportlicher Hinsicht eine zentrale Rolle spielen.<BR /><BR /><b>Was waren Ihre ersten Gedanken nach dem Erfolg in der Stichwahl?</b><BR />Seppi: Als ich die Stichwahl gewonnen hatte, wurde mir das Ausmaß der Verantwortung bewusst, die ich zu übernehmen habe. Die vielen Stimmen der italienischsprachigen Bevölkerung haben mich überrascht – ich glaube, das ist ein Unikum für einen deutschsprachigen Kandidaten in Leifers. Für mich war von Anfang an klar, dass ich Bürgermeister für alle sein will, über die Sprachgrenzen hinweg. Das ist nicht immer einfach, aber ich glaube, bisher ist es mir gut gelungen, als Bürgermeister anerkannt zu werden und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.<BR /><BR /><b>Können Sie erklären, warum so viele italienischsprachige Bürger Sie gewählt haben?</b><BR />Seppi: Ein wichtiger Faktor war sicher meine Zeit als geschäftsführender Bürgermeister im halben Jahr zuvor. Ich habe keinen Unterschied gemacht, ob es um Anliegen von deutsch- oder italienischsprachigen Bürgern ging. Ich habe italienische und deutsche Vereine gleichermaßen besucht, und ich denke, das hat den Menschen Vertrauen gegeben. Außerdem wurde ich wohl als vertrauenswürdige Person wahrgenommen, die mit der Verwaltung gut zusammenarbeitet. Im Wahlkampf haben mich viele italienischsprachige Vereine unterstützt, und auch auf der Straße bekam ich viel Zuspruch. Dass die SVP bei der Stichwahl alleine antrat, hat uns politisch flexibel gemacht, sodass wir heute eine breite Mehrheit aus verschiedenen Lagern bilden können – von Mitte-Rechts bis zur Mitte. Diese ausgewogene Zusammenarbeit sehe ich als großen Erfolg.<BR /><BR /><b>Als Sie ganz am Anfang Ihrer Amtszeit als Bürgermeister standen: Was haben Sie vorgefunden? Gab es Schwierigkeiten?</b><BR />Seppi: Ich war positiv überrascht, wie schnell der Wechsel vollzogen wurde – etwa indem mein Namensschild als Bürgermeister sofort angebracht wurde. Ich bin von Anfang an in alle laufenden Großprojekte involviert gewesen und habe die bisherige Arbeit nahtlos weitergeführt. Es gab keine Brüche, sondern eine Kontinuität. Viele Baustellen sind im Laufen, und wir planen bereits neue Projekte, wie den Ausbau der Radwege. Insgesamt besteht in Leifers ein großer Nachholbedarf.<BR /><BR /><b>Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Koalition im Gemeinde- und Stadtrat?</b><BR />Seppi: Sehr. Auch wenn es innerhalb der Verwaltung noch einige Herausforderungen gibt, sind alle Mehrheitskollegen überzeugt von unserem gemeinsamen Kurs. Wir sind ein starkes Team, das eng mit den Bürgerinnen und Bürgern im Kontakt steht und deren Anliegen ernst nimmt. Unsere Politik spricht soziale, wirtschaftliche und andere wichtige Themen offen an.<BR /><BR /><b>Es gab in den vergangenen Monaten immer wieder Unruhe im Rathaus. Warum?</b><BR />Seppi: Einige Meinungen von außen, etwa von aktuellen Landespolitikern, haben eine Diskussion angestoßen. Es ging darum, wie Politik und Verwaltung zusammenarbeiten. Für mich ist klar – die Politik gibt die Richtung vor, setzt Ziele, und die Verwaltung prüft diese rechtlich und setzt sie dann um. In der Vergangenheit wurde das nicht immer so klar getrennt. Unsere neue Arbeitsweise stößt bei einigen wenigen auf Widerstand, aber der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt uns voll. Wir wollen transparent und effizient arbeiten und die richtigen Entscheidungen im Sinne der Bürger treffen.<BR /><BR /><b>Bleibt in Ihrer Freizeit noch Zeit für die Familie?</b><BR />Seppi: Leider ist die Zeit für die Familie deutlich weniger geworden. Gerade jetzt, wo meine Kinder noch klein sind, ist es eine Herausforderung, genug Zeit für sie zu finden. Ich versuche, jede Minute, die ich habe, bewusst mit ihnen zu verbringen. Die Familie ist für mich das Wichtigste im Leben, und ich möchte sie trotz des zeitintensiven Amtes nicht vernachlässigen.<BR /><BR /><b>Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?</b><BR />Seppi: Morgens frühstücken wir alle gemeinsam, bevor meine Frau und mein großer Sohn zur Arbeit und Schule gehen. Ich bringe den Kleinen in die Kita und bin meist bis Mittag in der Gemeinde. Danach esse ich etwas und fahre nach Kaltern zu meiner dortigen Arbeitsstelle. Abends habe ich häufig Termine, aber ich versuche, mindestens zwei Abende pro Woche zu Hause zu sein und Zeit mit meiner Familie zu genießen.<BR /><BR /><b>Die nächsten Gemeindewahlen finden im Jahr 2030 statt – Ihnen verbleiben also noch fünf Jahre als Bürgermeister. Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?</b><BR />Seppi: Mein größter Wunsch ist, dass wir wieder mehr Ruhe und Einigkeit finden – sowohl in der Politik als auch in der Verwaltung, nach dem Motto: Mehr Zusammenarbeit, weniger Polemik. Ich erinnere mich daran, dass mir in meiner Anfangszeit in der Gemeinde gesagt wurde, dass Gemeindebedienstete den Bürgern dienen und keine Probleme schaffen sollen. Das ist auch das Leitmotiv vieler Bediensteter, aber leider nicht aller.