Im arabischen Golfstaat Bahrain sind Truppen aus mehreren Nachbarländern aufmarschiert, um den von Regimegegnern bedrängten Herrschern zu helfen. Es ist das erste Mal seit dem Golfkrieg von 1991, dass die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) Soldaten in einen der sechs Mitgliedstaaten des Rates schicken. Aus Armeekreisen in Saudi-Arabien verlautete, die GCC-Staaten hätten am Montag Soldaten per Flugzeug und auf dem Landweg in Marsch gesetzt.Das Herrscherhaus von Bahrain ist sunnitisch, während sich die Mehrheit der Bevölkerung des Golfstaates zum schiitischen Islam bekennt. Die meisten der Soldaten stammten aus dem von Sunniten regierten Saudi-Arabien. Die anderen Golfstaaten hätten kleinere Kontingente geschickt. Ein Militärsprecher aus der Golfregion sagte, die ersten Offiziere und Soldaten seien am Morgen auf dem Flughafen von Mamama gelandet. Weitere Truppen kämen aus Hafr al-Baten in Saudi-Arabien.Am Nachmittag meldete schließlich auch die staatliche Nachrichtenagentur von Bahrain BNA die Ankunft der Soldaten, „als Folge der jüngsten bedauerlichen Ereignisse und der unsicheren Situation.“ In einer offiziellen Erklärung forderte das bahrainische Militär alle Bürger und die in Bahrain lebenden Ausländer auf, mit diesen Truppen zu kooperieren.In einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichneten mehrere bahrainische Oppositionsparteien die Soldaten als „Besatzer“. „Für uns bedeutet die Verlegung von Soldaten oder militärischem Gerät nach Bahrain, dass Bahrain besetzt wird, dies ist eine Verschwörung gegen die unbewaffnete Bevölkerung“, hieß es in dem Schreiben.Ein Militärsprecher aus Saudi-Arabien sagte, die Soldaten sollten helfen, die Lage in Bahrain unter Kontrolle zu bringen. Sie gehörten zur Halbinsel-Schutzschild-Truppe, einer schnellen Eingreiftruppe des Golfkooperationsrates. Dem Rat gehören Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman an. Die Truppe hatte nach der irakischen Invasion einen eher symbolischen Beitrag zur Befreiung des Golfemirates Kuwait 1991 geleistet. Seither war sie nicht mehr zum Einsatz gekommen.Augenzeugen in der bahrainischen Hauptstadt Manama erklärten, in den Straßen der Stadt seien bislang keine ausländischen Militärs zu sehen. Viele Menschen seien am Montag nicht zur Arbeit in den Ministerien erschienen. Das britische Außenministerium sprach eine Reisewarnung für Bahrain aus. Briten, die bereits in Bahrain seien, sollten ihre Wohnungen nicht verlassen, hieß es. Das Ministerium habe Informationen, wonach die Führung des Königreichs die anderen GCC-Staaten um militärische Unterstützung gebeten habe.Das Auswärtige Amt in Berlin rät seit dem 4. März von nicht notwendigen Reisen nach Bahrain ab. Die deutsche Botschaft in Manama schloss am Montagmittag frühzeitig, da Demonstrationen im Diplomatenviertel angekündigt worden waren.Die Unruhen in Bahrain, die vor einem Monat begonnen hatten, erreichten am Sonntag einen neuen Höhepunkt, als Demonstranten vor dem Finanzbezirk in der Hauptstadt Manama vertrieben wurden. Auch an der Universität kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Nach Angaben aus Kreisen der Demonstranten kamen dabei am Sonntagabend in der Hauptstadt zwei Pakistaner ums Leben. In der ersten Woche der Proteste hatten die Sicherheitskräfte sieben Demonstranten getötet.Die Demonstranten fordern zum Teil demokratische Reformen und Maßnahmen gegen die Diskriminierung der Schiiten. Einige von ihnen rufen aber auch zum Sturz der Regierung und der Herrscherfamilie um König Hamad bin Issa al-Chalifa auf.Kronprinz Salman bin Hamad al-Chalifa hatte am Sonntagabend erklärt, Reformen könnten in Bahrain nur durch Dialog und nicht durch Proteste verwirklicht werden. Er sagte, das Herrscherhaus sei bereit, über weitreichende Machtbefugnisse für das gewählte Parlament und über eine Kabinettsumbildung zu sprechen. Auch heikle Themen wie die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten sollten nicht ausgeklammert werden.Die schiitische Wifak-Gesellschaft hatte der Regierung am Sonntagabend vorgeworfen, sie stecke hinter Angriffen von „Schlägertrupps mit Messern und Stöcken“ auf unbewaffnete Bürger in Vierteln, aus denen sich die staatliche Polizei vorher zurückgezogen habe. Aus Oppositionskreisen hieß es, Ziel dieser von Regierungskreisen organisierten Attacken sei es möglicherweise, die Bemühungen des Kronprinzen um einen echten Dialog mit der Opposition zunichtezumachen. Regierungschef von Bahrain ist seit 1971 Prinz Chalifa bin Salman al-Chalifa, ein Onkel von König Hamad.Die GCC-Staaten hatten in der vergangenen Woche Hilfspakete für Bahrain und das ebenfalls von Unruhen erschütterte Sultanat Oman beschlossen. Für soziale Projekte und Wirtschaftsförderung in den beiden Staaten will der Rat in den kommenden zehn Jahren insgesamt 20 Milliarden US-Dollar bereitstellen.dpa