Das kurz vor der Verabschiedung durch das Parlament stehende Dekret „Salva Crescita“ sehe als Grundsatz bei der Vergabe hydroelektrischer Konzessionen vor, „Interessenkonflikte zu vermeiden“. Wer über die Konzessionsvergabe entscheide, könne also mit eigenen Gesellschaften nicht am Wettbewerb teilnehmen. „Die SEL, die sich zu 93 Prozent im Eigentum des Landes befindet, kann nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen“, so Riccardo Dello Sbarba und Hans Heiss. Werde dieses Dekret angenommen, was als sicher gelte, so werde „Salva Crescita“ dem Landeszentralismus ein Ende setzen. „Es wäre der Beginn einer neuen Ära, in der die Hauptakteure bei der Produktion und Verteilung elektrischer Energie endlich die Gemeinden wären, die als öffentliche Körperschaften Garanten des Gemeinwohls sein könnten“, betonen die beiden Landtagsabgeordneten.Die Maßnahme betreffe unmittelbar die großen Hydros-Zentralen, die zwischen 2014 und 2020 verfallen werden. Bruneck werde 2014 fällig, Marling und Pfitsch 2016, Waidbruck 2019, Prembach und Graun im Jahr 2020.„Für den Bewerb um diese Konzessionen wird es notwendig sein, dass die Gemeinden, mit Unterstützung des Gemeindeverbands, ein eigenes Gesellschaftsmodell ausarbeiten, um an den anstehenden Wettbewerben teilnehmen zu können. Auf diese Weise könnten sie Hydros die Großkraftwerke abnehmen, die sich in Hand von Hydros befinden, mit dem zusätzlichen Vorteil, auch die schändlichen ‚Knebel-Klauseln‘ zu annullieren, die SEL und Landesregierung zum Vorteil von Edison unterzeichnet haben.“Zugleich könne ein „Neubeginn“ für SEL projektiert werden, „da sich das Land zugunsten der Gemeinden aus der Gesellschaft zurückziehen sollte“, fordern Heiss und Dello Sbarba. Im Bereich Verteilung solle auch das Projekt einer genossenschaftlichen Reform des Sektors angestrebt werden. Das Land müsse sich darauf beschränken, Schiedsrichter supra-partes zu sein. Die zentrale Stellung der Gemeinden in der Produktion und Verteilung der Energie sei von Anfang an in der Durchführungsbestimmung zur Energie fest geschrieben, aber die Landesregierung habe diesen Aspekt der Norm nie berücksichtigt. „Sie hat es vielmehr vorgezogen, das Monopol der Elektroenergie und die entsprechenden Erlöse an sich zu ziehen und die Gemeinden in demütigender Abhängigkeit zu halten.“