<b>Herr Gufler, mit welchen Gefühlen haben Sie das Bürgermeisteramt übergeben? Ist auch Wehmut dabei?</b><BR />Gothard Gufler: Es ist überhaupt keine Wehmut dabei – vielmehr spüre ich Erleichterung. Denn die politische Arbeit wird zunehmend schwieriger: Die Unzufriedenheit der Menschen wächst aufgrund des Wohlstands, die Bürokratie nimmt ständig zu, die Verantwortung wird größer, und als Gemeindeverwalter muss man vieles umsetzen, was von oben herab entschieden wird und nicht immer im Sinne des Bürgers ist. Deshalb habe ich nach insgesamt 30 Jahren in der Gemeindepolitik das Bürgermeisteramt gerne in die Hände von Stefan Ilmer gelegt. Ich wünsche ihm alles Gute und bin fest davon überzeugt, dass er mit seinem Gemeinderat die Arbeit erfolgreich fortsetzen wird.<BR /><BR /><b>Die SVP hat bei der Gemeinderatswahl am Sonntag drei Sitze an die Süd-Tiroler Freiheit verloren. Sind Sie enttäuscht? </b><BR />Gufler: Enttäuscht bin ich nicht, aber doch verwundert über den Verlust von drei Sitzen. Ich hätte erwartet, dass die SVP höchstens zwei Mandate verliert. Der allgemeine Wohlstand ist zwar gestiegen, aber gerade für Regierungsparteien wird es immer schwieriger, ihre Wählerschaft zu halten. Zudem werden über die sozialen Medien viele Unwahrheiten verbreitet, was auch eine Rolle spielt.<BR /><BR /><b>Was hat Sie zunächst dazu bewogen, anzukündigen, nochmals zu kandidieren? Und warum haben Sie dann entschieden, Platz für Stefan Ilmer zu machen?</b><BR />Gufler: Zuerst hatte ich mich – nach wirklich langer Überlegung – entschieden, nochmals zu kandidieren. Doch als sich Stefan Ilmer, mein langjähriger Vizebürgermeister, zur Kandidatur bereit erklärte, habe ich den Weg sofort freigemacht. Neuer Schwung tut der Gemeinde Moos sicher gut. Und wenn mein Nachfolger meine Unterstützung braucht, kann er sich jederzeit an mich wenden. Ich werde mich aber sicher nicht mehr in die Gemeindepolitik einmischen – so, wie es auch mein Vorgänger Willi Klotz gehalten hat, als ich vor zehn Jahren Bürgermeister geworden bin.<BR /><BR /><b>Worauf blicken Sie als nun ehemaliger Gemeindeverwalter mit Genugtuung zurück? </b><BR />Gufler: Moos war früher eine arme Gemeinde. Erst vor über 20 Jahren begann mein Vorgänger Willi Klotz gemeinsam mit seinem Gemeinderat, in den Energiebereich zu investieren – eine Entscheidung, die der Gemeinde seither wichtige Einnahmen gebracht hat. Dieses Geld hat es ermöglicht, in allen Ortsteilen nachhaltige Projekte umzusetzen. Heute verfügen wir über eine bestens ausgestattete Trink- und Löschwasserversorgung sowie über eine funktionierende Abwasserentsorgung. Fast überall in der Gemeinde gibt es schnelles Internet, und sämtliche Stromleitungen wurden unterirdisch verlegt. Wir konnten wichtige öffentliche Einrichtungen realisieren – unter anderem das Vereinshaus in Pfelders und das Bürgerhaus in Moos. Besonders erfreulich ist, dass es uns gelungen ist, die ehemalige Kaserne der Finanzpolizei zu kaufen. Sie wurde abgerissen, und an ihrer Stelle soll nun ein zeitgemäßes Mobilitätszentrum entstehen. Auch haben wir viel Geld in unsere rund 100 Vereine investiert, auf die ich stolz bin. <BR /><BR /><b>Stimmt es, dass die Gemeinde Moos als größte Aktionärin aus der Bergbahnen Pfelders GmbH aussteigen muss? Sehen Sie die Zukunft des Hinterpasseirer Skigebiets nun in Gefahr?</b><BR />Gufler: Ja, das stimmt. Die Bergbahnen Pfelders GmbH hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich rote Zahlen geschrieben, weshalb die Gemeinde gesetzlich dazu verpflichtet ist, auszusteigen. Kleine Skigebiete haben es in der heutigen Zeit aus mehreren Gründen leider nicht leicht. Derzeit wird nach einer Lösung für Pfelders gesucht. Unsere neue Gemeindeverwaltung muss dann die nötigen Entscheidungen treffen. Ich sehe die Zukunft des Skigebiets Pfelders jedoch nicht in Gefahr. Es wird eine Lösung gefunden, die für alle Seiten gut ist.<BR /><BR /><b>Haben Sie schon Pläne für die Zukunft – oder fürchten Sie sich vor der Langeweile?</b><BR />Gufler: Langweilig wird mir sicher nicht. Ich bin zwar offiziell im Ruhestand, werde aber weiterhin im Familienbetrieb mitarbeiten. Jetzt habe ich endlich mehr Zeit dafür.