<BR /><BR />Am Montag geht in Südtirol die Schule los. Dann heißt es wieder: Platz nehmen, Hefte raus und mitschreiben. Den Takt gibt der Stundenplan vor, den Inhalt dirigiert der Lehrplan und die Noten vergeben die Lehrer. So ist es heute, so war es gestern und gefühlt schon seit Maria Theresias Zeiten, als man noch mit Rohrfedern und Wachstafeln kämpfte.<BR />In der Welt scheint sich alles weiterzudrehen, nur nicht im Kosmos Schule. Es braucht Reformen, denn zeitgemäß ist sie kaum mehr – und das aus mehreren Gründen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71326801_quote" /><BR />Erstens: Fakten eintrichtern spielt im Schulsystem leider weiterhin die Hauptrolle, während das Erlernen von Kompetenzen eine undankbare Nebenrolle abbekommt. Brav ist, wer das Periodensystem auswendig aufsagt, statt Fragen zu stellen oder digitale Werkzeuge kritisch und sinnvoll zu nutzen. In einer Zeit, in der jedes Faktum binnen Sekunden im Internet gegoogelt oder bei ChatGPT nachgeschlagen werden kann, muss der Fokus stärker auf kompetenzorientiertem Lernen liegen. Klar: Basiswissen muss sein, das steht gerade bei den Kleinsten außer Frage. Aber den Rest (wie) – kritisches und vernetztes Denken, Kommunikation oder Selbstorganisation – zu vernachlässigen, ist fahrlässig.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71326802_quote" /><BR />Und dann die starre Struktur: Fächer und Lernstoff – alles streng vorgegeben. Persönliche Interessen und Wahlfreiheit bei Fächern? Dafür ist kaum Platz, ganz zu schweigen von aktueller Zeitgeschichte. Jeder Schüler kaut den Lernstoff durch, von Altsteinzeit bis Neuzeit, von Algebra bis Klammerrechnungen. Langeweile für einige, Überforderung für andere – ein Kompromiss, der niemanden wirklich glücklich macht. Dabei gäbe es längst Alternativen: Wahlfächer, modulare Stundenpläne, Unterricht nach Interessen. Alles Dinge, die man umsetzen kann, die aber selbstverständlich Ressourcen fressen. Stattdessen bleibt die Schule ein Ort, der Lebensweltbezug und aktuelle Themen lieber draußen vorm Klassenzimmer ablegt. <BR /><BR />Die Schule von gestern überlebt morgen nur, wenn sie endlich lernt, sich zu bewegen. Weg von Fakten, hin zu mehr Kompetenzvermittlung. Selbstorganisation und Motivation fördern. Für Letzteres braucht es Raum, um sich in die Dinge zu vertiefen, die einen wirklich faszinieren. Wenn man Schülern diesen Platz lässt, wächst nicht nur Wissen, sondern auch Freude am Lernen.<BR /><BR />josef.bertignoll@athesia.it