Eine Abstimmung im Senat wurde verschoben, um beiden Seiten mehr Zeit zu geben.Nachdem ein erstes Votum über einen Kompromissvorschlag der Demokraten ursprünglich in der Nacht zum Sonntag geplant war, verschob der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, die Abstimmung um einige Stunden auf 13.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MESZ). Die Verhandlungen im Weißen Haus kämen voran, den Beteiligten solle nun mehr Zeit gegeben werden, um zu einer Lösung zu kommen, sagte Reid. „Ich bin froh, dass es sich in Richtung Zusammenarbeit und Kompromiss bewegt.“ Allerdings stehe in vielen Punkten eine endgültige Einigung noch aus, sagte der Senator.Zuvor hatten bereits die beiden ranghöchsten Republikaner im US-Kongress Optimismus verbreitet. Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, sagte, dass es „in sehr naher Zukunft“ zu einer Einigung kommen werde. Der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, John Boehner, erklärte, er sei „zuversichtlich“. „Trotz unserer Differenzen denke ich, dass wir es mit vernünftigen und verantwortungsvollen Menschen zu tun haben, die wollen, dass diese Krise so schnell wie möglich beendet wird“, sagte er.An den Gesprächen zur Krisenlösung war am Samstag erstmals seit Tagen auch wieder Präsident Barack Obama beteiligt. Er rief erneut zum Kompromiss auf. „Die Parteien liegen nicht so weit auseinander“, sagte er in seiner traditionellen Wochenendbotschaft. „Es gibt viele Wege aus diesem Schlamassel... Aber die Zeit ist sehr knapp.“ Er hoffe, dass ihm am Dienstag ein Gesetzentwurf vorliege, dem er zustimmen könne.Demokraten und Republikaner ringen seit Wochen um eine Anhebung der Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar (rund zehn Billionen Euro). Verabschiedet der Kongress bis Dienstag kein Gesetz für eine Erhöhung, darf die weltgrößte Volkswirtschaft vorerst keine neuen Schulden machen. Die Regierung in Washington müsste in diesem Fall die laufenden Staatsausgaben radikal zusammenstreichen, um die Forderungen der Investoren in US-Staatsanleihen zu bedienen. Eine Zahlungsunfähigkeit der USA hätte unabsehbare Folgen für die weltweiten Finanzmärkte und könnte die fragile US-Wirtschaft erneut in eine Rezession stürzen.In den vergangenen Tagen drehte sich der Streit in Washington vor allem um die Dauer der Anhebung und die Höhe der daran gekoppelten Kürzungen. Während die Demokraten auf eine längerfristige Lösung bis nach der Präsidentschaftswahl Ende 2012 pochten, wollten die Republikaner das Schuldenlimit nur schrittweise erhöhen.Außerdem wollten die Republikaner eine Verfassungsänderung durchsetzen, um künftige Regierungen zu einem ausgeglichenen Haushalt zu verpflichten. Ein entsprechender Gesetzentwurf passierte das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus, scheiterte aber an der demokratischen Mehrheit im Senat. Eine Gesetzesinitiative der Demokraten wiederum wurde im Repräsentantenhaus abgeschmettert.In nächtlichen Verhandlungen suchten beide Parteien nach einem Ausweg. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass die diskutierte Kompromisslösung die Schuldengrenze um 2,8 Billionen Dollar anheben könnte. Im Gegenzug würden umgehend Kürzungen in Höhe von einer Billion Dollar greifen. Ein überparteilicher Kongressausschuss solle dann bis November Empfehlungen über weitere Einsparungen in Höhe von 1,8 Billionen Dollar erarbeiten. Sollten diese bis Ende Dezember nicht in einen Gesetzestext gegossen werden, würden die Ausgaben in allen Bereichen automatisch heruntergefahren.Unterdessen bereitet sich das Finanzministerium auf den Fall des Scheiterns vor. Oberste Linie: Schulden und Zinsen sollen auf alle Fälle bezahlt werden. Nach einem Bericht der „Washington Post“ können auch die zum Monatsbeginn anfallenden Sozialhilfe-Leistungen noch gezahlt werden. Doch bereits in wenigen Tagen „verliert die Regierung ihre Fähigkeit, allen Zahlungen nachzukommen“. apa/afp/dpa