1964 hatte Leifers mit Eduard Weis zuletzt einen deutschsprachigen Bürgermeister. Seit dem Rücktritt von Christian Bianchi steht nun wieder ein SVP-Mandatar an der Spitze der Gemeindeverwaltung- und er hat noch vieles vor.<BR /><BR /><b> Herr Seppi, Christian Bianchi hat es spannend gemacht. Sind Sie nun überrascht über seinen Rücktritt oder war dieser Schritt für Sie von Anfang an klar?</b><BR />Giovanni Seppi: Seit einigen Wochen war es klar, dass Bianchi zurücktreten würde. Überrascht hat mich eher seine Kandidatur auf der Liste der Lega.<BR /><BR /><b> Mit Bianchis Ausscheiden übernehmen Sie auch alle seine Kompetenzen. Wie ist ein solches Superressort, das unter anderem Urbanistik, Finanzen, Mobilität, öffentliche Arbeiten und private Bautätigkeit umfasst, überhaupt zu bewältigen?</b><BR /> Seppi: Ich wurde von Bianchi gebeten, seine Agenden vollständig zu übernehmen. Es rückt auch niemand in den Stadtrat nach, da der Bürgermeister direkt gewählt wird und somit nicht zu ersetzen ist. Ich habe den Vorteil, dass ich mich als einziger deutschsprachiger Vertreter im Ausschuss immer mit allen Agenden beschäftigt habe, insbesondere auch mit dem Finanzressort – ganz einfach weil sich die Finanzen stark auf die gesamte Gemeindetätigkeit auswirken. <BR /><BR /><b>Gestern wurde im Ausschuss bereits der Haushaltsvoranschlag 2024 bis 2026 behandelt. Das Geld wird auch in der öffentlichen Verwaltung immer knapper. Was kommt auf die Bürger zu?</b><BR /> Seppi: Wir werden den Haushaltsvoranschlag voraussichtlich am 28. Dezember im Gemeinderat genehmigen. Ich bezeichne das Dokument heuer als technischen Haushalt, da wir natürlich die ordentliche und außerordentliche Tätigkeit finanzieren, aber keine großen Investitionen tätigen können. Die großen Beträge sind bereits für die laufenden Projekte zweckgebunden. Es wird aber auch keine Tariferhöhungen geben. Lediglich beim Mülltarif könnte es im Frühling eine Anpassung geben.<BR /><BR /><b>Ihnen stehen nun 6 Monate zur Verfügung bis – voraussichtlich am 9. Juni – Neuwahlen anstehen. Was steht bis dahin auf dem Programm?</b><BR /> Seppi: Wir müssen jetzt die Gelder für wichtige Projekte wie die Trinkwasserleitung Seit, die Überdachung des Eisplatzes Brantental und die Trinkwasserleitung in der Wurzerstraße verpflichten. Weiters ist die Konvention mit dem Land für den Fahrradparcours in der Galizienzone zu genehmigen. Somit werden zu Beginn des Jahres 4 große Arbeiten um einen Gesamtbetrag von etwa 15 Millionen Euro ausgeschrieben. Bereits im Sommer könnten die Arbeiten starten. Auch für die italienische Musikschule auf dem neuen Stadtplatz müssen wir die Vereinbarung mit dem Land schließen, ein Teil dieser 4,7 Millionen werden dann dem Seniorenheim für den Umbau zugesprochen werden. In der Amonn-Zone ist zudem der Raumordnungsvertrag für den öffentlichen Parkplatz und den Kinderspielplatz abzuschließen. <BR /><BR /><b>Was liegt Ihnen persönlich am Herzen?</b><BR />Seppi: Ich möchte noch versuchen, die Trainingsfläche des Arco Club, eine der wenigen homologierten Plätze für das Bogenschießen, mit Hilfe des Landes als übergemeindliche Sportzone einzutragen und zu enteignen. Außerdem möchte ich für die deutsche und italienische Mittelschule, die ja übergemeindlich genutzt wird, prüfen lassen, ob eine Landesfinanzierung möglich ist. Auch der Radweg längs des Landgrabens ist urbanistisch vorzubereiten. <BR /><BR /><b>Das scheint fast etwas viel für 6 Monate...</b><BR />Seppi: Ja, 6 Monate sind wirklich nicht mehr viel Zeit. Zudem kann ich aufgrund der Mandatsbeschränkung in der kommenden Amtszeit nicht mehr als Vizebürgermeister tätig sein. <BR /><BR /><b>Werden Sie sich politisch also von Leifers verabschieden?</b><BR />Seppi: Ich bin seit 2012 in Leifers politisch aktiv und habe hier viel weitergebracht. Alle Projekte, die ich mir vorgenommen hatte, sind abgearbeitet und sogar noch einiges mehr. Ich denke nur an den neuen Platz in St. Jakob, den Stadtplatz in Leifers, die Brantental-Zone und den Ausbau des Radwegnetzes. Dennoch habe ich noch Lust, Leifers weiter zu begleiten, auch weil für Leifers eine wichtige Zeit bevorsteht: 2025 muss die Lokalfinanz neu ausgehandelt werden. Wir hatten noch nie ein so gutes Verhältnis zur Landesregierung und auch zu den anderen Gemeinden, was ein großer Vorteil für unsere Stadt ist. <BR /><BR /><b>Die Spekulationen um die nächsten Bürgermeisterkandidaten haben schon begonnen. Wollen Sie mitmischen?</b><BR />Seppi: Es stimmt, ich kann zwar nicht mehr als Vizebürgermeister tätig sein, sehr wohl jedoch als Bürgermeister. Es müsste jedoch eine realistische Kandidatur sein, das heißt es wären auch Gespräche mit den italienischen Parteien notwendig. <BR /><BR /><b>In Leifers sind etwa 70 Prozent der Bürger italienischsprachig. Was macht Sie auch für Italiener wählbar?</b><BR />Seppi: Was ich vorangebracht habe, habe ich stets für die gesamte Leiferer Bevölkerung gemacht. Ich habe niemanden bevorzugt und niemanden hinten gelassen. Ich komme aus einer Familie, in der mein Vater italienisch und meine Mutter deutsch spricht. Für mich ist das Zusammenleben der Sprachgruppen Normalität. Jüngst hat mich ein älterer SVPler angesprochen und gesagt, dass Leifers jetzt endlich wieder einen deutschen Bürgermeister habe. Darauf habe ich geantwortet, ja, aber wenn man meinen Namen auf der Liste der Leiferer Bürgermeister liest, würde man das gar nicht merken.