„Wir brauchen viel mehr Pflegefamilien in Südtirol“, sagt Soziallandesrätin Rosmarie Pamer. <BR /><BR />Gemeinsam mit den Direktoren der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaften und dem Betrieb für Sozialdienste Bozen sucht Pamer nun nach Lösungen, um die Pflegeanvertrauung attraktiver zu machen, damit sich mehr Paare und Einzelpersonen dazu entscheiden.<h3> Fast 100 Pflegefamilien mit Vollzeit-Auftrag</h3>Zuständig für die Pflegefamilien sind die Sozialsprengel. Im Jahr 2023 sind 188 Minderjährige in Südtirol Pflegefamilien anvertraut worden – davon 110 vollzeitig und 78 teilzeitig. Teilzeitig heißt bis zu 4 Stunden am Tag. 93 Pflegefamilien haben eine Vollzeit-Pflege für ein Kind oder mehrere Kinder übernommen. Die Zahlen von 2024 liegen noch nicht vor. <h3> Kontakt zur Herkunftsfamilie bleibt aufrecht</h3>Im Gegensatz zur Adoption behalten in all diesen Fällen die leiblichen Eltern in der Regel die elterliche Verantwortung für das Kind. Und: Auch während ihrer Unterbringung bei einer Pflegefamilie halten die Kinder Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1168296_image" /></div> <BR /><BR />Eine Pflegeanvertrauung kann mit Einverständnis der Herkunftsfamilie erfolgen oder aufgrund einer Verfügung des Jugendgerichts durchgeführt werden, erklärt <Fett>Astrid Wiest</Fett>, Direktorin des Amtes für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1168299_image" /></div> <BR />Pflegefamilien übernehmen eine Aufgabe, die sehr herausfordernd ist, sagt Landesrätin <Fett>Rosmarie Pamer</Fett>. „Früher, vor 50 oder 60 Jahren, wurden auf den Bauernhöfen, wo eh schon 4 oder 5 Kinder waren, noch ein oder 2 Pflegekinder aufgenommen. Es war eine solidarische Leistung und die Bauern haben ein Taschengeld dafür bekommen. Heute ist es ganz anders: Kinder gut zu betreuen, ist im Grunde genommen ein Vollzeitjob geworden.“ <h3> Pflegefamilie erhält bis zu 1033 Euro monatlich </h3>Auch wenn es den allermeisten Pflegeeltern nicht ums Geld geht, sondern darum, den Kindern zu helfen, so stellt sich doch die Frage, ob die Vergütung noch angemessen ist. Für die vollzeitige Anvertrauung eines Kindes oder eines Jugendlichen erhält eine Pflegefamilie 795 Euro an Spesenvergütung im Monat. Diese 795 Euro können noch um bis zu 30 Prozent aufgestockt werden – damit sind es dann 1033,50 Euro monatlich. Dabei handelt es sich um steuerfreie Nettobeträge. 2023 war die Vergütung um 25 Prozent erhöht worden, um den steigenden Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen. Darüber zeigten sich die Pflegefamilien zufrieden – diese Erhöhung sei überfällig gewesen. <BR /><h3> Beitrag für Absicherung der Erziehungszeiten</h3>Die Vollzeitpflegefamilien können darüber hinaus bei der Region um einen Beitrag zur Absicherung der Erziehungszeiten ansuchen, erläutert Amtsdirektorin Wiest. Voraussetzung ist allerdings, dass sie dieses Geld vorstrecken, da der Betrag nur auf bereits eingezahlte Rentenversicherungsbeträge gewährt wird. Teilzeitpflegefamilien, die weniger als 4 Stunden pro Tag das Kind anvertraut bekommen, erhalten diese Förderung hingegen nicht. <BR />Weil die Anvertrauung solcher Kinder den Pflegeeltern viel abverlangt, brauchen sie eine angemessene Ausbildung, Unterstützung und Begleitung, berichtet Wiest.<h3> Pflegeanvertrauung kann über die 2 Jahre hinausgehen</h3>Die Pflegeanvertrauung ist zeitlich begrenzt: Minderjährige können maximal bis zu 2 Jahre bei einer Pflegefamilie in Vollzeit unterkommen – im Interesse des Kindes kann diese Zeit aber auch verlängert werden, mit einer Verfügung des Jugendgerichts. Bei einer Teilzeit-Anvertrauung besteht hingegen keine zeitliche 2-Jahres-Beschränkung, sagt Wiest.<h3> Nicht für jedes Kind ist Pflegefamilie geeignete Lösung</h3>Jugendliche können bis sie 21 Jahre alt sind in einer Pflegefamilie betreut werden – falls sie laut dem geltenden Jugendbetreuungsprogramm bereits als Minderjährige betreut worden sind, es sich also um ein kontinuierliches Projekt handelt, erklärt die Amtsdirektorin.<BR />Nicht für jedes Kind ist eine Pflegefamilie aber die geeignetste Lösung – für manche sind sozialpädagogische Einrichtungen der richtige Ort. <BR />Laufend wird eine Bedarfserhebung hinsichtlich der spezifischen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Trägern der Sozialdienste durchgeführt, sagt die Amtsdirektorin.