Seit dem persischen Neujahrsfest am 20. März sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis, Brot, Fleisch und Gemüse bereits wiederholt angestiegen.Besonders im Visier der Kritiker ist Präsident Mahmoud Ahmadinejad. Er war im Jahr 2005 als „Robin Hood des Iran“ und „Held der Armen“ angetreten, um die ärmere Bevölkerung zu unterstützen. Sieben Jahre später muss ebendiese ein Sparpaket nach dem nächsten schlucken.„Es geht ums nackte Überleben. Wenn die Regierung nicht bald reagiert, dann wird es eine Katastrophe geben. Mehr als 50 Prozent unserer Landsleute können ihren monatlichen Zahlungen nicht mehr nachkommen. Ich möchte daher eindringlich dazu raten, sich schnell etwas Wirksames zu überlegen“, warnte etwa der Freitagsprediger aus Shiraz in seiner Wochenpredigt. Auch seine Kollegen in Isfahan und Mashad schlagen in dieselbe Kerbe: „Die Bevölkerung kann sich das Alltagsleben nicht mehr leisten und es wird immer schwieriger, sich über Wasser zu halten.Wir sind an einem Punkt angekommen, wo die einfachen Dinge des Alltags unleistbar werden“. Fazit: Den meisten Iranern geht es also nicht um Politik und um die Stellung des Iran im internationalen Kontext, sondern ums nackte Überleben. „Wir wollen leben, wir wollen überleben“, steht auf einem Transparent im südlichen Teheraner Arbeiterstadtteil Baharestan. Es spiegelt die Stimmung im Land wider.Der offizielle Iran – allen voran das Wirtschafts- und Handelsministerium – spielt den Ernst der Lage herunter. Hinter vorgehaltener Hand weiß man aber genau, dass die heurigen Sanktionen der USA und der EU die iranische Wirtschaft mitten ins Herz treffen. Das Hauptproblem ist der Bankensektor, weil die Iraner für ihre aus dem Ausland gekauften Güter kaum noch bezahlen können. Auch die Transaktionen der Gelder aus dem Verkauf des Öls werden immer schwieriger.Inzwischen wurde mit der Bank Tejarat das drittgrößte Bankinstitut des schiitischen Gottesstaates auf die schwarze Liste der USA. So stehen derzeit alle iranischen Großbanken auf einer schwarzen Liste in der EU oder in den USA. Was bleibt, sind nur noch einige Kleinbanken, die noch nicht sanktioniert sind. Die Reaktion der iranischen Führung ist die Installation von Arbeitsgruppen, die sich des Problems annehmen sollen.Hierbei werden zwei Strategien verfolgt: Durchhalteparolen der Regierung und die immer wiederkehrende Beteuerung, man habe die wirtschaftliche Lage im Griff. Das so genannte „EU-Ersatzprogramm“ zur Kompensation der Sanktionen funktioniere. Hauptschwerpunkt ist die Idee, dass Wirtschaftsschwerpunkte außerhalb der EU – vortrefflich in Asien – gesetzt werden. Als Umschlagplätze für Geschäfte dienen zumeist die Vereinigten Arabischen Emirate(VAE) und die Türkei.Angesichts des zunehmenden Drucks auf die iranische Wirtschaft wird der oberste Führer Ali Khamenei nicht müde, die Bevölkerung zum Kauf von einheimischen Produkten zu ermutigen. „So Gott will wird die große Nation alles mobilisieren, um die alle Verschwörungen zu durchkreuzen“, sagte er laut Nachrichtenagentur IRNA am Wochenende beim Besuch einer Pharma-Fabrik. apa