Im Vorfeld der am 23. Oktober angesetzten Wahlen, den ersten seit dem Sturz von Machthaber Zine el-Abidine ben Ali, wachsen die Spannungen zwischen Islamisten und säkularen Kräften.Am Sonntag protestierten die Islamisten gegen das Verbot des Gesichtsschleiers Niqab an den Universitäten und die Entscheidung eines TV-Senders, den Iran-kritischen Animationsfilms „Persepolis“ auszustrahlen. Das Werk sei eine Verunglimpfung des Islam, meinen die radikalen Muslime.Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich vor dem Campus der Hauptuniversität in Tunis und zogen anschließend in den Arbeiterbezirk Jebel el-Ahmar im Norden der Stadt, wo es zu den Zusammenstößen mit der Polizei kam.Die Sicherheitskräfte waren mit rund 100 Fahrzeugen und Hunderten Beamten mit Schutzausrüstung im Einsatz. Die meist jugendlichen Demonstranten blockierten eine Hauptstraße und bewarfen Fahrzeuge mit Steinen. Dabei riefen sie „Allahu Akbar“ (Gott ist der Größte) und „Wir werden für Allah sterben“.Sonntag Vormittag war es zu einer weiteren Protestkundgebung von Islamisten vor dem Gebäude des Privatsenders Nessma im Zentrum von Tunis gekommen.Der Sender hatte den preisgekrönten Film „Persepolis“ ausgestrahlt, der auf der Lebensgeschichte einer Frau im Iran nach der Islamischen Revolution 1979 basiert. Die rund 300 Demonstranten waren teilweise mit Stöcken und Messern bewaffnet und versuchten, das Gebäude in Brand zu setzen. Die Polizei konnte dies verhindern und nahm etwa 40 Personen fest.