Ein unbeschrankter Bahnübergang hat dieser Tage im Landkreis Rosenheim zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang geführt.<BR /><BR /> Ein Autofahrer hat einen heranfahrenden Zug entweder übersehen, oder sich aber verschätzt, was dessen Tempo anging. Jedenfalls wurde das Auto vom Zug erfasst und 100 Meter mitgeschleift. Für den Fahrer gab es keine Rettung mehr. Der Vorfall ist umso tragischer, als es an diesem Übergang bereits der siebte Tote innerhalb von 15 Jahren ist.<BR /><BR />Jeder vernünftige Mensch sagt in einem solchen Fall, dass da eine Bahnschranke her müsse, und so ist auch die Meinung im Rathaus der betroffenen Gemeinde Soyen. Daher war man bereits 2019 drauf und dran, an diesem bewussten Bahnübergang Schranken anzubringen.<BR /><BR />Doch so einfach ließ sich die Sache nicht an. Da gab es nämlich gewisse Hüter von Feld, Forst und Flur, die dem Vorhaben einen Riegel vorschoben. An dem Übergang nämlich, so hieß es, habe die „Trockenrasen-Knotenameise“ ihr Zuhause, und die sei, wie jedermann wisse, trotz ihrer Winzigkeit von nur 5 Millimetern höchstens, der Wirt eines Schmetterlings, des allseits beliebten „Hellen Wiesenkopf-Ameisenbläulings“, der trotz seiner Popularität auf der Roten Liste der „stark gefährdeten Arten“ steht.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57102687_quote" /><BR /><BR />Doch kaum hat sich der Laie von seiner Überraschung erholt, fragt er sich, wie viel von den mikroskopischen Insekten es braucht, um ein Menschenleben aufzuwiegen, Trockenrasen hin, Bläuling her. Und sein Erstaunen wächst, wenn er hört, dass eine Umsiedlung der Krabbeltiere nicht in Frage komme, weil diese Maßnahme 3 Jahre in Anspruch nehmen würde.<BR /><BR />Gut – so rechnet der Laie weiter, diese 3 Jahre sind ja nun gerade vorbei, und hätte man seinerzeit zugegriffen und das Ameisennest umgesetzt, so wären die Viecher jetzt schon in sicherer Umgebung und hätten Muße, sich an diese zu gewöhnen. So aber ist man so gescheit wie zuvor, nur hat man einen Toten mehr.<BR /><BR />Kein Mensch sagt etwas gegen den Schutz der Umwelt, aber wenn dieser darauf hinausläuft, dass man ihn zum Gegensatz des Lebensrechts von Menschen macht, dann läuft etwas schief. Es fehlt den Ideologen an Maß und Mitte. Und es fehlt ihnen auch an der Einsicht, dass Umweltschutz Geld kostet und deshalb – über das Schutzbedürfnis hinaus – Wirtschaft und Technik zu unserm Leben gehören wie die Ameisen.