Die SVP-Bezirksausschüsse vom Bozen Stadt unter der Leitung von Christoph Perathoner und des Unterlandes unter Oswald Schiefer luden Pallaver zu einem Gastreferat ein und meinten selbst: „Die Südtiroler Volkspartei muss sich einem einschneidenden Reformprozess unterwerfen, wenn es den Anforderungen der modernen Welt gerecht werden und Südtirol eine sichere Zukunft bieten will." Gerade aus diesem Grunde sei es wichtig, auch Erkenntnisse aus der Politikwissenschaft in die eigenen Reformgedanken einzubauen.Die beiden Bezirksobleute ersuchten den Universitätsprofessor auf den Wandel und die Transformationsprozesse der Südtiroler Autonomie, auf die Autonomie als Konfliktlösungsmodell zwischen den drei Sprachgruppen, auf das Thema der Konkordanzdemokratie, wie auch auf die Entwicklung der Parteien einzugehen.Ist der Proporz bald überholt?"Südtirols politisches System und seine wichtigsten Akteure, die politischen Parteien, befinden sich unter Dauerstress", sagt Pallaver.„Das dissoziative Konfliktlösungsmodell, das im Autonomiestatut Fleisch wird und eine Trennung der Konfliktparteien, also der Sprachgruppen, an der Basis und die Kooperation der Eliten an der Spitze vorsieht, bewegt sich in Richtung einer assoziativen Konfliktlösung, die stärker auf Kooperation unter den ehemaligen Konfliktparteien ausgerichtet ist“, ist sich Professor Pallaver sicher.Das in Südtirol umgesetzte Modell der Konkordanzdemokratie ziele auf die maximale Inklusion aller Sprachgruppen in den politischen Entscheidungsfindungsprozess ab. Konkret drückt sich dies in der ethnischen Zusammensetzung der Landesregierung auf der Grundlage der Stärke der im Landtag vertretenen Sprachgruppen aus. Dieses im Autonomiestatut verankerte Modell wird von der sozialen Wirklichkeit, so ist sich Günther Pallaver sicher, immer mehr in die Ecke getrieben, weil sich die politischen Rahmenbedingungen verändert haben.Nur mehr die SVP existiertMit Bezug auf die Autonomie entwickle sich das Parteiensystem in Südtirol zunehmend zentrifugal.Von den Parteien, die 1972 an der Wiege des II. Autonomiestatuts standen, existiert nur mehr die SVP, während alle anderen Parteien entweder untergegangen sind oder den Parteinamen geändert haben. "Während sich unter den Landtagsparteien 1973 nur der neofaschistische MSI mit 4% Stimmenanteil als Anti-Autonomiepartei befand, sind im aktuellen Landtag fast 30% Anti- und Semi-Autonomieparteien vertreten", analysiert Pallaver.Schwenk nach rechtsDer Universitätsprofessor stellte fest, dass sich die Parteienlandschaft ideologisch zunehmend nach rechts bewege. Dabei stehe die ideologische und sezessionistische Dimension in einem engen Zusammenhang mit einer doppelten Entfernung: zur Autonomie und zum europäischen Integrationsprozess.Lösung für Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland findenAbschließend bedankten sich Oswald Schiefer und Christoph Perathoner bei allen Funktionären und Gemeindeverwaltern der beiden Bezirke für die große Arbeitsleistung im Jahre 2015.Sie erklärten, auch im kommenden Jahr an einer besseren Zusammenarbeit der beiden Bezirke zu arbeiten, insbesondere wolle man zu Beginn des neuen Jahres die Schwierigkeiten bzw. Divergenzen bei der Bildung der neuen Verwaltung in der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland angehen und einer Lösung zuführen, aber auch das Thema der Zulaufstrecken zum BBT zur Sprache bringen.stol