Der Mailänder Medienunternehmer steht Anfang kommender Woche vor einem wahren Prozessmarathon. Gleich drei Gerichtsverhandlungen sind im Rahmen von Prozessen geplant, die den 75-jährigen Medientycoon direkt, oder indirekt betreffen. Amtsverpflichtungen wird der Ex-Premier nun nicht mehr als Ausrede nutzen können, um nicht vor den Richtern zu erscheinen.Am Montag beginnt in Mailand ein Verfahren gegen drei Vertrauensleute des am Samstag zurückgetretenen Berlusconi. Der Chefredakteur der Nachrichtensendung TG 4, Emilio Fede, der Showgirl-Manager Lele Mora und die Regionalpolitikerin Nicole Minetti werden beschuldigt, Callgirls, darunter die minderjährige Marokkanerin Karima el-Marough alias „Ruby Herzensbrecherin“, für ausschweifende Partys in der Villa Berlusconis bei Mailand vermittelt zu haben. Den drei Berlusconi-Vertrauten wird Beihilfe zur Prostitution vorgeworfen. US-Schauspieler George Clooney, Fußballstar Cristiano Ronaldo und zahlreiche Ex-Minister sollen als Zeugen der Angeklagten befragt werden.Auf wilden „Bunga-Bunga“-Partys in Berlusconis Villa in Arcore soll die Marokkanerin – wie weitere 32 junge Frauen – für Geld, Schmuck und Autos mit dem Medienzaren intim geworden sein, heißt es in der Anklage. Die Staatsanwälte führen vor allem abgehörte Telefongespräche und Aussagen der Mädchen ins Feld. Der heute 19-jährigen Ruby kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.Am Mittwoch wird in Mailand auch der sogenannte Ruby-Prozess fortgesetzt, bei dem Berlusconi persönlich im Zusammenhang mit der Sexaffäre um die damals minderjährige Marokkanerin vor Gericht steht. Noch ist unklar, ob der Ex-Premier persönlich vor Gericht erscheinen wird.Am Montag wird auch der sogenannte Mediaset-Prozess fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft in Mailand wirft Berlusconi Steuerbetrug im Zusammenhang mit dem Verkauf von Filmrechten seines Mediaset-Konzerns vor. Bei dem Verfahren geht es um den Verdacht des Betrugs und der Unterschlagung beim Kauf von Filmrechten für Berlusconis Medienkonzern Mediaset in den 1990er Jahren. Berlusconi und rund einem Dutzend Mitangeklagten werden unter anderem Bilanzfälschung und Steuerbetrug vorgeworfen. Mediaset soll Filmrechte über Firmen in Steueroasen gekauft haben. Den italienischen Finanzbehörden sollen überhöhte Kaufpreise angegeben worden sein, um Steuern zu sparen.Am 28. November wird ausserdem der Prozess gegen Berlusconi wegen Bestechung des ehemaligen britischen Anwalts David Mills fortgesetzt. Dieser Prozess ist in die Endphase getreten und sollte spätestens Anfang nächsten Jahres zu Ende gehen. apa