Bewohner der Hauptstadt Damaskus berichteten am Donnerstag von Kämpfen in Sichtweite des Präsidentenpalastes und des Regierungsviertels. Unklar war der genaue Aufenthaltsort des Staatschefs, der seit dem Attentat auf drei seiner wichtigsten Gefolgsleute nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten ist. Er soll sich aber noch in Syrien aufhalten. Regierungstruppen und Rebellen lieferten sich den fünften Tag in Folge Kämpfe in Damaskus. Die Regierung setzte Berichten zufolge auch Artillerie gegen die meist nur mit Gewehren und Granaten bewaffneten Aufständischen ein. Die Gefechte dauerten ohne Unterbrechung an, berichteten Bewohner. In der Nähe der Regierungszentrale sei mindestens ein Mensch getötet worden. Hunderte Familien seien auf der Flucht, fänden aber keinen Schutz. „Die Flüchtlinge können nirgendwo hin. In ganz Damaskus wird gekämpft“, berichtete eine Bewohnerin.Ein Vertreter der Sicherheitsdienste sagte der Nachrichtenagentur AFP, die „extrem heftigen Gefechte“ würden noch zwei Tage andauern, um Damaskus vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan „von Terroristen zu säubern“. Bisher hätten sich die Truppen „zurückgehalten“, aber nach dem Anschlag vom Mittwoch sei die Armee „entschlossen, alle in ihrem Besitz befindlichen Waffen zur Anwendung zu bringen“, so der Vertreter der Sicherheitsdienste. Die Armee habe die Bevölkerung aufgefordert, sich aus den Kampfzonen zurückzuziehen. „Die Terroristen versuchen, die Einwohner als menschliches Schutzschild zu verwenden“, fügte er hinzu.Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von einer beginnenden Massenflucht in mehreren Stadtteilen. Dazu gehörten die Viertel Mezze und Tadamon sowie das Palästinenserlager Yarmouk im Süden.Am Mittwoch waren bei einem Anschlag auf die syrische Führung der Verteidigungsminister, Assads Schwager und ein hochrangiger Militär getötet worden. Nach Angaben aus offiziellen Kreisen befehligte Assad von seinem Palast in Damaskus den Einsatz der Regierungstruppen. In Kreisen der Opposition hieß es dagegen, der Staatschef habe sich nach Latakia am Mittelmeer zurückgezogen. Ein besonderes Augenmerk sei darauf gerichtet, wie Assad die Befehlswege nach dem Verlust seiner drei wichtigsten Gefolgsleute aufrechterhalte. „Der Anschlag gestern war ein schwerer, aber kein tödlicher Schlag“, sagte ein Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters.Russland widersprach Berichten, dass es Assad Asyl gewähren könnte. Darüber habe Präsident Wladimir Putin bei einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen Barack Obama nicht gesprochen, sagte ein Putin-Berater in Moskau. Beiden Präsidenten gelang es nach US-Darstellung nicht, ihre Differenzen auszuräumen. Russland und China lehnen Sanktionen gegen Syrien ab und haben mit ihrem Vetos bereits mehrere Resolutionen verhindert.apa/reuters/dpa/afp