<b>von Bernd Posselt</b><BR /><BR />Das Großherzogtum Luxemburg bereitet sich auf den Thronwechsel am 3. Oktober vor. Das nach Malta an Fläche und Bevölkerung zweitkleinste EU-Mitglied ist eine europapolitische Großmacht. Von seinen Premierministern gehörte Joseph Bech nach dem Zweiten Weltkrieg zu den christlichen Gründervätern Europas; Pierre Werner war der Vordenker der Europäischen Währungsunion; und Gaston Thorn, Jacques Santer sowie Jean-Claude Juncker wurden EU-Kommissionspräsidenten.<BR /><BR />Die jeweiligen Dynastien des Landes wurzeln tief in der Geschichte Europas. Das zunächst nicht sehr mächtige Grafengeschlecht der Luxemburger stellte im 14. Jahrhundert Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wie den in Prag residierenden Karl IV., der zugleich deutscher, böhmischer, burgundischer und langobardischer König war. Als die Familie im Mannesstamm ausstarb, wurde Luxemburg wegen seiner strategischen Bedeutung zum Zankapfel zwischen den mächtigsten Häusern Europas, den Habsburgern und den Bourbonen. Dem machte erst der Wiener Kongress ein Ende. <BR /><BR />Im 20. Jahrhundert profitierte Luxemburgs großherzogliche Familie von einer durch Eheverbindungen gestifteten habsburgisch-bourbonischen Harmonie. Großherzogin Charlotte aus dem Hause Nassau-Weilburg ehelichte 1919 einen Bruder der Kaiserin Zita von Österreich, Prinz Felix von Bourbon-Parma.<BR /><BR /> Dessen ältester Sohn, Großherzog Jean, ähnelte seinem Cousin Otto von Habsburg so sehr, dass einem hessischen Europaabgeordneten nach der ersten Europawahl 1979 bei einer Sitzung in Luxemburg eine köstliche Verwechslung unterlief: Angesichts der vielen Porträts des Großherzogs fragte er seinen nunmehrigen Kollegen Otto von Habsburg beeindruckt: „Warum hängt hier überall Ihr Bild?“ <BR /><BR />Jeans Sohn, Großherzog Henri, sammelte politische Erfahrungen als Praktikant im Straßburger Europaparlament und blieb ein begeisterter Europäer. Mutig weigerte er sich aus christlicher Überzeugung, ein Sterbehilfe-Gesetz zu unterschreiben – das erst in Kraft treten konnte, als die Verfassung des Großherzogtums geändert wurde. Er übergibt nach 25 Jahren Regentschaft, an seinen Sohn Guillaume.