<b>von Bernd Posselt</b><BR /><BR />Das jordanische Königshaus der Haschemiten, das einst auch im Hedschas, kurze Zeit in Syrien und länger im Irak regierte, stammt nicht nur von der Familie Mohammeds ab; sein Urahn, der Vorfahr des Propheten, soll in Gaza begraben sein, derzeit Brennpunkt blutigster Auseinandersetzungen.<BR /><BR />Die Rede, die Jordaniens Monarch Abdullah II. letzte Woche vor dem Straßburger Europaparlament hielt, wäre beinahe im Getöse des israelisch-iranischen Bombenkrieges untergegangen, ist aber bei der Suche nach Frieden ein bemerkenswerter Ansatz. <BR /><BR />Der Haschemitenherrscher sprach schon zum 6. Mal vor der EU-Volksvertretung und hält damit wohl den Rekord unter den Staatsoberhäuptern, die dort in einer so genannten „Feierlichen Sitzung“ das Wort ergriffen. Abdullahs Vater Hussein II. war 1983 der weltweit erste König, der dem direkt gewählten Europaparlament seine Aufwartung machte, und auch er kehrte mehrfach wieder. <BR /><BR />Seine Kernaussage war sensationell: „Als Moslem weiß ich, dass mein Glaube alle monotheistischen Religionen achtet. Er erfüllt Gottes Botschaft an die Menschheit, in Freundschaft und Würde zusammenzuleben, zu einer Zeit, da Islam, Christentum und Judentum in vielen Teilen der Welt ein Schauspiel bieten, das ihrem ursprünglichen Geist, der Lehre Gottes, im Bezug auf Toleranz und gegenseitige Achtung diametral entgegengesetzt ist.“ Dieser Linie, die heute wieder brennend aktuell ist, blieben zahlreiche Mitglieder seine Familie in vielen internationalen Funktionen treu. <BR /><BR />Dem entsprechen auch Abdullahs Worte jetzt in Straßburg: „Wenn die Welt ihre moralische Orientierung verliert, verlieren wir unser gemeinsames Gefühl für Recht und Unrecht“. Die Europäer hätten sich nach dem 2. Weltkrieg entschlossen, „die Vergangenheit ruhen zu lassen und eine neue Ära des Friedens aufzubauen. Sie wählten Menschenwürde statt Herrschaft, Werte statt Rache, Recht statt Macht, Zusammenarbeit statt Konflikt.“ In diesen Grundsätzen sehe sein Land, das stolz darauf sei, die Taufstätte Jesu Christi zu beheimaten, die Zukunft auch der gequälten Nahost-Region.