<b>von Janos I. Szirtes</b><BR /><BR />Im Donbas herrscht der Krieg nicht seit 3, sondern seit 10 Jahren. In Kosovo ist die Gefahr für Leib und Seele noch älter. Im Nah-Ost sogar Jahrzehnte alt. Kollateralschäden werden von allen Militärs ohne Rücksicht auf Verluste überall in Kauf genommen. <BR /><BR />Wenn das Großmütterchen auf der „russischen“ Seite der Front zu Weihnachten in die Kirche geht, tut es dies 2 Wochen später als seine katholischen Mitgläubigen hierzulande. Es geht in eine Kirche der russisch-orthodoxen Kirche, dessen Moskauer Oberhaupt und ehemaliger KGB-Spion sich für den Krieg in der Ukraine ausspricht, es segnete und sich für den Sieg einsetzt. Wer mit ihm nicht einverstanden ist, wird exkommuniziert. Auch, wenn er Priester ist. Sehr unchristlich. <BR /><BR />Auch der Aufruf des Papstes, sein Bruder im Glauben möchte sich im fernen Moskau auf christliche Werte und die eigentliche Aufgabe der Kirchen besinnen, blieb ohne Widerhall. Eine der vermögendsten Männer Russlands hörte nicht auf ihn.<BR /><BR />In die Kirche geht auch das Großmütterchen auf der anderen Seite der Front. Es geht aber in das Gebetshaus der ukrainisch-orthodoxen Kirche, falls es sie noch gibt und nicht zerschossen wurde. Wie auch die Moscheen in Aleppo. Es ist dieselbe Kirche, die sich aber wegen der Unterstützung des Krieges seitens der Moskauer Kirchenführung von dieser losgesagt und eigenständig wurde.<BR /><BR />Beide Großmütterchen leben in Armut, oft ohne Strom, mit wenig Einkaufsmöglichkeiten. Wegen des Krieges können sie ihre Bedürfnisse auch nicht, wie vor dem Krieg, aus dem eigenen Garten und der eigenen Stallung ausgleichen. Trotz hohem Alter über 80 kümmern sie sich um die Enkel, deren Eltern im Ausland arbeiten, geflüchtet, an der Front oder gar tot sind. Ein Leben voller Entbehrung, Auswegs- und Hoffnungslosigkeit. Ein Leben, das sie teilweise im Keller verbringen und das fast keinen Schutz vor Beschuss bietet.<BR /><BR />Ob an der Front zu Weihnachten es wie im Ersten Weltkrieg zur Verbrüderung kommt, ob man einander besucht oder gar Fußball miteinander spielt oder sich nur einfach weiter beschließt, ist ungewiss.<BR /><BR />Die Syrer, Nepalesen, Nordkoreaner kennen dies nicht. Wie lange all der Schrecken dauern wird, wissen die Großmütterchen, die Soldaten an beiden Seiten der Front nicht. Ihre politischen Führer verfolgen unterschiedliche Visionen. Weitab von den Hoffnungen der Betroffenen in Donbass, Kosovo, Bosnien Herzegowina, Sudan, Syrien, dem Chinesischen Meer.<BR /><BR />Weihnachten 2024. Kein Fest der Liebe. Vielleicht eine Zeit mit weniger Morden und Verlusten, aber auch dies ist nur vorübergehend. Auch wenn der Schrecken für ein einige Tage aufhören sollte, geht es danach weiter. Kein Ende mit Schrecken, sondern Schrecken ohne Ende. Die christliche Botschaft ist sehr leise – falls man sie überhaupt hört.