Die EU-Spitzen sind bemüht, die Wogen zu glätten. „Ich bin absolut zuversichtlich, dass die Spitzenpolitiker Italiens in den kommenden Wochen auf den Weg des gesunden Menschenverstands zurückfinden“, meint EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy. Wer dem stillen Belgier genau zugehört, kommt zu dem Schluss, dass es in Rom mit der politischen Weisheit zurzeit nicht so gut bestellt ist.„Sie werden eine Lösung finden, auch wenn es schwierig aussieht“, fügt der finnische Regierungschef Jyrki Katainen hinzu. „Ich glaube nicht, dass Italien bald unter einen Rettungsschirm treten wird“, sagt Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker.Ein politischer Absturz der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft hätte katastrophale Folgen – das wissen die Gipfelteilnehmer. Die Finanzmärkte spielen zwar nicht verrückt, doch die Zinsen für Staatsanleihen steigen. Der Wahlerfolg der auf Bürgerproteste setzenden Fünf-Sterne-Bewegung des Ex-Komikers Beppe Grillo lässt die politische Klasse der Union zittern. Letztlich steht der Verbleib Italiens in der Eurozone auf dem Spiel.Der scheidende Ministerpräsident Mario Monti gibt sich philosophisch: „Ich werde zu meinen Amtskollegen sprechen (...) und sie einladen, über das Gute und Schlechte des Themas Italien nachzudenken.“ Der Widersacher des trockenen Universitätsprofessors, der skandalumwitterte Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, wurde nicht beim Treffen der konservativen Parteien Europas gesichtet. Dort sitzt er üblicherweise lächelnd am Tisch der Mächtigen.Die EU-Spitzen pochen darauf, dass Italien auch mit einer neuen Regierung seine Verpflichtungen einhält. Dabei geht es beispielsweise darum, die gigantische Staatsschuld von geschätzt 128 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken.Zypern: Hoffnung auf Durchbruch Auch beim pleitebedrohten Zypern setzen die Chefs auf das Prinzip Hoffnung. Der neue Präsident Nikos Anastasiades macht am Donnerstag beim Treffen der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) gut Wetter und verkündet: „Wir erwarten ein faires Abkommen.“ Es geht um das Hilfsprogramm internationaler Geldgeber, das seit Monaten verhandelt wird.Mit dem konservativen Anastasiades soll nun der lang erhoffte Durchbruch kommen. Bald soll die Abmachung mit der Troika der Geldgeber stehen. Die Euro-Finanzminister wollen noch am Freitag – unmittelbar nach dem Spitzentreffen – das Hilfspaket grundsätzlich vereinbaren. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem rechnet nur noch mit einem Bedarf von 10 Milliarden Euro – bisher war von 17,5 Milliarden Euro die Rede.Eigentlich stehen weder Italien noch Zypern auf der Tagesordnung des zweitägigen Spitzentreffens. Die offiziellen Debatten drehen sich um mehr Wachstum im rezessionsgeschüttelten Europa. Vor dem EU-Ministerratsgebäude machen tausende Arbeitnehmer bei eisigen Temperaturen und Schneefall ihrem Ärger über die Sparpolitik Luft: „Die europäischen Institutionen sprechen über einen Wirtschaftsaufschwung – aber wo sind ihre Mittel dafür?“, fragt Anne Demelenne von der belgischen FGTB-Gewerkschaft.dpa