<b>STOL: Südtirol hat ein Problem mit dem Borkenkäfer: Ein Experte aus dem Allgäu warnt davor, dass große Waldflächen in Südtirol in wenigen Jahren wegen des Befalls abgestorben sein könnten, wenn jetzt nicht massiv gegengesteuert werde. Und er warnt vor den enormen Folgekosten, die auf Südtirol zukommen werden, wenn Schutzwald großflächig fehlt, vor Muren und Lawinen. Die Zeit drängt. Was tut Südtirol?</b><BR />Arnold Schuler: Ich bin ein chronischer Optimist, aber ich beobachte die Lage ebenfalls mit Sorge. Die Entwicklung ist dramatisch. Die Möglichkeiten, die wir haben, sind sehr limitiert. Aber wir müssen sie ausschöpfen und alles tun, was menschenmöglich ist. Im Frühling haben wir beispielsweise Entschädigungen für Fangbäume ausgezahlt. Vieles hängt allerdings vom Wetter ab. Das kann man nicht beeinflussen. Wir haben 2 Sommer hinter uns, die für die Entwicklung des Borkenkäfers ideal waren. Heuer werden sich wohl bis zum Ende der Saison 3 Käfer-Generationen entwickelt haben. Verschiedene Faktoren spielen zusammen. Das hat dramatische Auswirkungen für die nächsten Jahre. 60 Prozent des Waldes in Südtirol sind Schutzwald. Technische Verbauung wird notwendig werden, um Hänge zu stabilisieren. Die Schäden für das Ökosystem Wald und das Landschaftsbild sind natürlich immens.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/borkenkaefer-experte-jetzt-reagieren-oder-in-5-jahren-gebirgshaenge-ohne-wald" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Was der Forstexperte aus dem Allgäu zur Borkenkäfer-Lage in Südtirol sagt und was er in der jetzigen Situation rät, finden Sie hier.</a><BR /><BR /><b><BR />STOL: Warum sind die Möglichkeiten, gegen den Käfer vorzugehen, limitiert?</b><BR />Schuler: Alle Maßnahmen, die heute möglich sind, erzielen eine bestimmte Wirkung. Aber es hängt von den Temperaturen ab, wie sich die Situation weiterentwickelt. Ein Sommer wie heuer – das ist das schlimmste Szenario. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55627664_quote" /><BR /><BR /><b><BR /><div class="img-embed"><embed id="800735_image" /></div> <BR />STOL: Müsste das Land nicht mehr tun, aktiv werden und auch die Waldbesitzer in die Pflicht nehmen?</b><BR />Schuler: Wir haben viele private, kleine Waldbesitzer im Land. Viele von ihnen haben eine große Freude und Wertschätzung dem Wald gegenüber. Ihnen blutet das Herz angesichts der momentanen Situation. Aber es gibt auch andere, die nicht so sehr daran hängen. Diese mitzunehmen ist nicht einfach; sie zu verpflichten, etwas zu unternehmen, ist nicht einfach. Wir rufen dazu auf und in vielen Fällen wirkt das auch.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55627668_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Hat das Land keine Möglichkeiten, die privaten Waldbesitzer aktiv bei der Bekämpfung des Borkenkäfers zu unterstützen?</b><BR />Schuler: Bei den Aufräumarbeiten nach dem Sturm Vaia hat man das perfekt und effizient organisiert und gemacht – dort, wo es mehrere verschiedene Waldbesitzer gab, hat man die Arbeiten koordiniert abgewickelt. Das hat sehr gut funktioniert. Wenn der Borkenkäferbefall jetzt solche Ausmaße annimmt, müssen wir sehen, dass wir das eine oder andere noch verbessern können, was die Aufarbeitung betrifft. Aber es ist auch die natürliche Situation zu betrachten: Man muss hoffen, dass die Käferpopulation zusammenbricht. So etwas hatten wir nie und es war auch nicht so zu erwarten. In anderen Ländern, wo Aufforstungen mit nicht-standortidealen Bäumen gemacht worden sind, kannte man den Borkenkäfer als großen Schädling schon. Unsere Fichtenwälder sind aber natürliche und haben einen idealen Standort: Die Kombination aus Sturmtief Vaia, Schneedruck, Trockenheit und hohen Temperaturen hat uns in eine dramatische Situation gebracht. Vor ein paar Jahren hat man noch mit ruhigem Gewissen sagen können: Dem Südtiroler Wald geht es gut. Jetzt ist die Situation komplett anders. <BR /><BR /><embed id="dtext86-55630200_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Erfordert eine völlig andere Situation nicht auch völlig andere Maßnahmen?</b><BR />Schuler: Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und neue Maßnahmen erarbeiten – zusätzlich zu den Bringungsprämien und den Fangbäumen. Ich denke da an Maßnahmen organisatorischer Art – oder auch andere. Wir hatten mit Sorge gehofft, dass der Sommer kühl und feucht sein würde. Es ist anders gekommen. Der Borkenkäfer ist jetzt eines unserer Hauptprobleme.<BR /><BR /><i>Wie sehen Sie das? Stimmen Sie ab!</i><BR /><BR /> <div class="embed-box"><div data-pinpoll-id="211086" data-mode="poll"></div></div> <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="800738_image" /></div> <BR />