<b>von Stephan Kaußen</b><BR /><BR />Donald Trump dreht immer weiter an der Tempo-Schraube – und vollkommen frei. Und das – wie bizarr – im Rosengarten des Weißen Hauses, wo man doch auch mal Ruhe finden könnte. Zeit zur Besinnung an der frischen Luft. Aber der Chef ist frei von Besinnung, so scheint es. Da nennt er den Tag der Verkündung seiner „Pläne“ zu den weltweiten Zöllen doch tatsächlich „Liberation Day“. Ich würde ihn eher „Willkür Day“ nennen. Oder eben gleich „Chaos Day“.<BR /><BR />Als wäre die Kettensäge des Sonderberaters Elon Musk (zur Effizienzsteigerung staatlicher Behörden), dessen Blüte gerade welkt, auch in den Beeten und Blumen vor dem Oval Office so richtig in Rotation geraten. Jetzt kreist die nächste Sense: Nach der Axt am Stamm der gewachsenen Demokratie nun auch gegenüber dem zarten Pflänzchen namens Vertrauen in die Wirtschaftskompetenz.<BR /><BR />Die Opposition in den USA spricht erschüttert von „Rezession Day“, weil eine Rezession droht. Also wirtschaftlicher Ab- statt Aufschwung. In den USA, womöglich – oder gar wahrscheinlich? – aber gar global, wenn man Wirtschafts- und Finanzexperten Glauben schenken darf.<BR /><BR />Trump will nichts mehr verschenken, wie er sinngemäß sagt. Er sieht die USA urplötzlich in der Opferrolle. Deshalb redet der Anti-Rosen-Kavalier vom „Liberation Day“, also Tag der Befreiung. Für sein Land, das einst die Geburt der Freiheit mit der Liberty Bell in Philadelphia feierte. Lange, nämlich Jahrhunderte her, aber im kollektiven Bewusstsein der Amerikaner als wirklich historisch verankert. Diese Begrifflichkeit darf man nicht unterschätzen, sie ist – bewusst gewählte? – Symbolik pur. Damals ging es um die Befreiung von der Dominanz europäischer Mächte, besonders um die Loslösung vom einstigen Mutterland Großbritannien.<BR /><BR />Was beide seither prinzipiell verband, war die Freiheit! Sowohl der eigenen Bürger als auch des Handels. Ja des Welthandels. Nichts weniger als der einstige Grundstein der Globalisierung, die im Zeitalter des Neoliberalismus ihren Höhepunkt erlebte.<BR /><BR />Nun drohen den USA, der Globalisierung und uns Europäern, ja der ganzen Welt, Rückfälle in den Protektionismus. Dies weckt böse historische Erinnerungen. Wie das Freidrehen von sich als Opfer darstellenden Despoten. Davon gab es doch eigentlich schon genug, oder?<BR /><BR />Hoffentlich kommt man im Rosengarten doch noch zur Besinnung. Denn: Wer zu schnell und unbedacht die alten Rosen rausreißen und alles schreddern will, zerstört nicht nur die einstmals angelegte Ordnung und die Blüten, sondern packt auch voll in die Dornen...