„Die sogenannten humanitären Angriffe haben Dutzende ziviler Opfer in einigen Vierteln von Tripolis getötet“, sagte der Apostolische Vikar von Tripolis, Giovanni Innocenzo Martinelli, am Donnerstag der katholischen Nachrichtenagentur Fides. „Ich habe mehrere Augenzeugenberichte von vertrauenswürdigen Personen.“ Die NATO, die das Kommando über den Einsatz übernommen hat, erklärte, sie habe dafür keine Bestätigung.Martinelli sagte, im Stadtviertel Buslim in Tripolis sei ein ziviles Gebäude nach der Bombardierung eingestürzt. 40 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Zwar seien die Angriffe der Alliierte recht zielgerichtet, „aber es stimmt auch, dass sie, wenn sie auf militärische Ziele inmitten einer zivilen Umgebung gerichtet sind, die Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen.“ Ein NATO-Sprecher sagte in Brüssel, den Berichten werde nachgegangen. „Wir tun, was wir können, um herauszufinden, ob etwas passiert ist.“Skeptisch beurteilt der Bischofsvikar der österreichischen Militärdiözese, Monsignore Werner Freistetter, den internationalen Militäreinsatz in Libyen. Für den Leiter des Wiener Instituts für Religion und Frieden bleiben zum einen viele praktische Fragen offen, zum anderen sei ein völkerrechtlich legitimierter Einsatz nicht auch automatisch ethisch legitimiert, so Freistetter laut Kathpress in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz. „Sind die Maßnahmen tatsächlich geeignet, die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen?“, schrieb Freitstetter. Auch stelle sich die Frage, ob auf diesem Weg in absehbarer Zeit „eine gerechte politische Lösung“ erreicht werden könne. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass Staaten, die sich an der Intervention beteiligen, nicht nur eigene Interessen verfolgen.„Offen ist auch die Frage eines Ausstiegs für den Fall, dass die Luftschläge nicht den erwünschten Erfolg zeigen“, hob der Militär-Bischofsvikar hervor. Auch die Möglichkeit, eine Verhandlungslösung zu finden, müsse bestehen bleiben: „Militärische Mittel dürfen nur dann zum Zug kommen, wenn keine andere Möglichkeit mehr zur Verfügung steht.“apa/reuters