Die Lage der russischen Minderheit in der Ostukraine sei durchaus mit jener der deutschsprachigen Bevölkerung in Italien nach Kriegsende vergleichbar, sagt Luis Durnwalder. <BR /><BR /><BR /><BR />Seit Jahren ist die Lage in der Ostukraine verfahren, nun halten die aktuellen russischen Militärmanöver in der Grenzregion die Welt in Atem. Die ukrainischen Teilrepubliken Donetsk und Luhansk werden seit über 7 Jahren von prorussischen Separatisten kontrolliert, mehr als 2 Drittel der Bevölkerung geben dort Russisch als Muttersprache an, die Bindung an die Kultur und Traditionen Russlands ist stark ausgeprägt. <BR /><BR />Erst kürzlich der russische Botschafter beim Vatikan, Alexander Awdejew, Südtirols Autonomie als mögliche Lösung ins Spiel, indem er auf Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Minderheiten hinwies. Italien habe damals eine ausgewogene Kompromisslösung gefunden, diese Erfahrung könne Kiew heute zugutekommen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="720974_image" /></div> <BR /><BR />Der langjährige Landeshauptmann Luis Durnwalder kann diesen Überlegungen nur beipflichten. „So wie ich das sehe, wäre das Südtiroler Modell für die beiden Teilrepubliken eine gute und außerdem realistische Lösung, die übrigens auch in Moskau Akzeptanz finden dürfte“, sagt Durnwalder. Die Lage der russischen Minderheit in der Ostukraine sei durchaus mit jener der deutschsprachigen Bevölkerung in Italien nach Kriegsende vergleichbar.<BR /><BR />Durnwalder war im Mai 2015 als Referent beim Internationalen Forum „Donbass: Gestern, heute und morgen“ geladen worden, um Südtirols Autonomiemodell zu erläutern. Er kann sich noch gut an die Wirren der Reise und das große Interesse an seinen Ausführungen erinnern.<BR /><BR /> Als die politischen Vertreter beim Forum sowie diverse Medien die inhaltliche Ausgestaltung des Modells Südtirol bewerteten, gab es bei einigen Punkten auch starke Vorbehalte. So weiß Durnwalder: „Für sie wäre nicht akzeptabel, wenn für das Heer und die Polizei weiterhin der Staat das Sagen hätte. Dagegen gefiel ihnen, dass wir über den Großteil der hier erwirtschafteten Steuermittel selbst verfügen können. Schließlich sind sie wirtschaftlich gut aufgestellt.“ <BR /><BR /><b>Geduld ist gefragt</b><BR /><BR />Es gelte, Geduld, Geschick und Kompromissbereitschaft an den Tag zu legen, auch in Südtirol habe sich der delikate Prozess der Befriedung mehrere Jahrzehnte lang hingezogen, gab ihnen Durnwalder mit auf den Weg. <BR /><BR />Allerdings haben die Kämpfe in der Ostukraine nach UN-Schätzungen bereits über 13.000 Tote gefordert. Moskau versuche, die Bindung mit der russischen Minderheit in der Ostukraine zu festigen, jedoch gehe es nach Einschätzung Durnwalders den Russen im Falle von Luhansk und Donetsk nicht um eine Eingliederung wie bei der Krim. „Das würde im Umkehrschluss die Minderheiten anderer Völker im russischen Hoheitsgebiet auf den Plan rufen“, meint Durnwalder. Vielmehr könnte Russland bei einer Autonomie nach Südtiroler Vorbild eine Art Schutzmacht für ihre russische Bevölkerung in der Ostukraine darstellen. <BR /><BR />Und welche Position könnte die Ukraine einnehmen? Da ist sich Durnwalder sicher: „ Die Außenpolitik in Kiew wird maßgeblich von den Amerikanern bestimmt, letztlich geht es hier um ein Kräftemessen zwischen Amerikanern und Russland.“ Im Osten nichts Neues also, um es mal mit einem etwas abgewandelten Roman- und Filmtitel zu sagen.<BR />