Dies ist der jüngste Fall einer Reihe von Affären, die seine Gemeindeverwaltung erschüttert haben. Sala erklärte auf einer Sitzung mit seinen engsten Mitarbeitern, dass er dem Stadtrat am Montag Bericht erstatten werde. Er wirkte von der Situation sichtlich mitgenommen. „Es ist verrückt, aus der Zeitung erfahren zu müssen, unter Verdacht zu stehen, und nicht von der Staatsanwaltschaft selbst“, kritisierte der Mitte-links-Politiker. Die Tageszeitung „La Repubblica“ hatte als erste gestern über die Ermittlungen gegen den Stadtchef berichtet. Die „Brüder Italiens“ (FdI) und die Lega verlangten, dass Sala dem Stadtrat Rechenschaft ablege.<BR /><BR />Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorwurfs, dass es im Zusammenhang mit verschiedenen Stadtentwicklungsprojekten illegale Absprachen gegeben haben soll, auch beim Bau des olympischen Dorfes, in dem nächstes Jahr viele Athletinnen und Athleten wohnen werden. Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft die Festnahme von sechs Personen im Zusammenhang mit der laufenden Ermittlung beantragt – darunter Giancarlo Tancredi, Assessor für Stadterneuerung in Mailand, und Manfredi Catella, Gründer und CEO der Immobiliengruppe Coima. Auch der bekannte italienische Architekt Stefano Boeri gehört laut Ermittlerkreisen zu den Verdächtigen in dem neuen Verfahren. Insgesamt stehen derzeit 74 Personen unter Verdacht. Ihnen werden unter anderem Bestechung vorgeworfen.<BR /><BR />Die Mailänder Staatsanwaltschaft erklärte in den Ermittlungsunterlagen, dass Giuseppe Marinoni, der bis April Vorsitzender der Landschaftskommission der Stadt war, in seiner Funktion nicht unabhängig agiert habe und dem Druck von Sala, Tancredi, Catella und Boeri nachgegeben habe.