Nach vielen Jahrzehnten diktatorischer Herrschaft und Abschottung ist Albanien gerade dabei, seinen Weg zurück in die europäische Familie zu finden. Das kleine Land hat große Fortschritte gemacht – leidet dabei aber an Konflikten, die hausgemacht sind. von Bernd Posselt<BR /><BR />Die Menschen in seiner engeren Heimat wurden auch unter der Türkenherrschaft kaum islamisiert, blieben oftmals katholisch und leben nach uralten Stammesgesetzen. Etliche der Hochgebirgsclans sind übrigens matriarchalisch organisiert, wie der Berishas. <BR /><BR />Dieser war der Leibarzt des kommunistischen Diktators Enver Hoxha, dessen Nachfolger ihn 1990 zu den aufbegehrenden Studenten schickten, um mit diesen zu verhandeln. Berisha stellte sich aber schließlich auf deren Seite und wurde 1992 zum ersten demokratischen Staatspräsidenten gewählt. Sein ewiger Gegenspieler, der derzeitige sozialistische Ministerpräsident Edi Rama, hat seine Wurzeln nicht in den Bergen, sondern in der weiter südlich gelegenen Hafenstadt Durres, die die Italiener Durazzo nennen. <BR /><BR /><BR />Hier ging jener unglückliche Prinz Wilhelm zu Wied von Bord, der 1914 vergeblich versuchte, eine albanische Monarchie zu errichten. Dies gelang erst in der Zwischenkriegszeit dem republikanischen Präsidenten Ahmet Zogu, der sich zum König ausrief, aber dann von den italienischen Faschisten wie anschließend von den Kommunisten des Landes verwiesen wurde. Er kehrte erst aufgrund der Demokratiebewegung der 90er Jahre als Leiche, aber vom Volk bejubelt nach Albanien zurück. <BR /><BR /><BR />Heute leidet das Land immer noch schwer unter den Folgen seiner schwierigen Geschichte, insbesondere eines besonders üblen, von Rotchina gestützten kommunistischen Totalitarismus. Es besitzt den EU-Kandidatenstatus und beinhaltet auch viele innovative Elemente. Äußerst problematisch ist aber, dass die von Berisha gegründete Demokratische Partei von der Regierung extrem malträtiert wird. Berisha selbst sitzt unter schwammigen Vorwürfen im Hausarrest, während der sozialistische Premier in Brüssel, Rom und Berlin gehätschelt wird, weil man sich von ihm Hilfe in der Flüchtlingskrise erwartet.<BR /><BR />