Für das Verständnis der Absage von Landeshauptmann Luis Durnwalder müsse allein die einfache Tatsache genügen, dass Südtirol noch gar nicht so lange Teil des italienischen Staates sei und sowohl nach dem Ersten, wie nach dem Zweiten Weltkrieg gegen den Willen der angestammten Bevölkerung Italien einverleibt worden sei. „Ich persönlich finde es wenig sensibel zu meinen, der Landeshauptmann müsste den Feierlichkeiten beiwohnen, weil alles andere dem Zusammenleben der Volksgruppen schade. Diese Sichtweise ist auf jeden Fall zumindest auf einem Auge blind“, so die SVP-Obmannstellvertreterin. Martha Stocker: „Wer sich wirklich in die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler hineinversetzt und hineinzudenken versucht, hat die Sensibilität zu verstehen, dass eine solche Einladung höflich abgelehnt werden darf. Wer wirklich in diesem Land und seiner Geschichte angekommen ist, wird die Begründungen des Landeshautmanns wenn schon nicht annehmen, so zumindest nachvollziehen können.“ Laut der SVP-Obmannstellvertreterin bestehe bei einigen der Eindruck, dass sich die Südtiroler, nachdem ihnen das Selbstbestimmungsrecht verweigert worden sei und sie zusammen mit Österreich und schließlich auch mit dem Verständnis einiger wesentlicher italienischer Politiker die heutige Autonomie in harten Kämpfen erreicht habe, ewig dankbar sein und gleichzeitig auch noch die besseren italienischen Patrioten werden müssten. „Vieles zeigt auch, wie schwer sich Angehörige der Mehrheitsbevölkerung im Umgang mit Volksgruppen, Minderheiten tun und wie schwer es anscheinend ist, sich in deren Lage hineinzuversetzen“, erklärt Stocker. “Die Absage des Landeshauptmanns kommt nicht einem Liebesentzug gleich, wie man versucht, sie darzustellen, sondern ist eine konsequente Haltung, die aus den historischen Ereignissen resultiert.“