Der PdL um Ex-Premier Silvio Berlusconi und die Lega Nord wurden von den Wählern auf teils eklatante Weise abgestraft.Die beiden stärksten Regierungsparteien in der Ära von Berlusconi haben herbe Stimmenverluste bei den Wahlen in rund tausend Gemeinden hinnehmen müssen, zu denen über neun Millionen Italiener aufgerufen waren. Vor allem in der Lombardei und im Veneto, Hochburgen der ehemaligen Allianz um Berlusconi, mussten die beiden Gruppierungen eine schwere Niederlage hinnehmen.Auch andere Zentrumsparteien wie die christdemokratische UDC und die rechte Gruppierung FLI um den Präsidenten der Abgeordnetenkammer Gianfranco Fini stöhnen unter den Stimmverlusten. Die Krise belastet fast alle Traditionsparteien. „Die etablierten Parteien sind besiegt worden und die gemäßigten Kräfte liegen in Trümmern“, kommentierte UDC-Chef Pier Ferdinando Casini die blamablen Wahlergebnisse der Mitte-rechts-Parteien. Angesichts des Wahlresultats müsse der Zentrumsblock seine Strategie überdenken. Man dürfe dabei keine Zeit verlieren. Schließlich seien die Parlamentswahlen schon im kommenden Frühjahr geplant.PdL-Chef Alfano unter Druck Die enttäuschenden Wahlergebnisse sind ein weiterer Schlag für Berlusconi. Der Medienzar kehrte am Montag nach der Amtseinführung des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau nach Rom zurück und berief ein Gipfeltreffen mit dem Gremium seiner Partei ein, um das Wahlergebnis zu analysieren und Auswege aus der politischen Krise zu suchen. Dabei gerät PdL-Chef Angelino Alfano zunehmend unter Druck. Der 41-jährige Ex-Justizminister hatte im vergangenen Juli Berlusconi am Ruder der Partei abgelöst. Doch sein Ziel, einen Neubeginn der von etlichen Skandalen belasteten Gruppierung zu ermöglichen, scheint bisher keine Resultate zu zeigen.Dabei hatte die PdL nach dem Ende der Allianz mit der Lega schon mit einer Wahlniederlage gerechnet. Die Schlappe übertraf jedoch die pessimistischsten Befürchtungen des Parteigremiums. Zum ersten Mal hatte sich Parteigründer Berlusconi diesmal nicht persönlich im Wahlkampf engagiert. „Ohne das Charisma des Medienzaren bröckelt die Partei“, kommentierten politische Beobachter in Rom.In der Partei wächst inzwischen die Forderung an Berlusconi, der Fachleuteregierung um Mario Monti das Vertrauen zu entziehen. „Berlusconi muss entscheiden, ob er an der Seite unserer Wähler steht, oder mit Monti bleibt, der das Land erdrosselt“, sagte die PdL-Parlamentarierin Daniela Santanché.Auch die Lega Nord kämpft um ihren Neubeginn. Der Alleingang bei den Kommunalwahlen erwies sich für die Partei als katastrophal. Ohne die Unterstützung von Berlusconis Partei verlor die Lega Nord in traditionsreichen Hochburgen in Norditalien gewaltig an Wählerstimmen. Auch der Skandal um veruntreute Parteigelder, die vor einem Monat zum Rücktritt von Parteichef Umberto Bossi geführt hatte, hat das Ansehen der föderalistischen Gruppierung stark angekratzt. Einziger Trost für die Lega ist die Wiederwahl des Bürgermeisters von Verona, Flavio Tosi, in der ersten Runde. Der junge Hoffnungsträger der Partei ließ mit 57,3 Prozent seinen Mitte-Links-Herausforderer Michele Bertucco (knapp 22 Prozent) weit hinter sich.Parteigründer Bossi hegte bisher noch Pläne, bei dem im Juni geplanten Lega-Kongress für seine Wiederwahl zu kandidieren. Die schwere Schlappe bei den Kommunalwahlen machte ihm einen Schnitt durch die Rechnung. Ex-Innenminister Roberto Maroni, der nach Bossis Rücktritt bis zum Kongress die Führung der Partei übernommen hat, will das Blatt wenden. Er sucht nach einer Einigung mit Bossi, um beim Kongress zum neuen Parteichef gekürt zu werden. apa