Das Urteil des Mailänder Zivilrichters Raimondo Mesiano war Anfang Oktober in erster Instanz ergangen. Fininvest-Präsidentin Marina Berlusconi kündigte gegen das Urteil Berufung an.Jetzt muss sich die Fininvest, der die drei größten frei empfangbaren Privatsender in Italien gehören, gegen Vorwürfe verteidigen, den Richter öffentlich eingeschüchtert und lächerlich gemacht zu haben.Am Mittwoch zeigte der TV-Sender Canale 5, der meistgesehene Privatsender des Landes, im Vormittagsprogramm "mattino cinque" einen Bericht über den Privatmann Raimondo Mesiano, der mit einer versteckten Kamera aufgenommen wurde. Während Claudio Brachino, der Moderator der Sendung, „exklusive Aufnahmen“ ankündigte, war Mesiano zu sehen, während er durch die Straßen von Mailand spaziert, zum Friseur geht und sich schließlich auf eine Bank setzt. Sein Verhalten wird im Bericht als „sonderbar“ bezeichnet, doch daran habe man sich gewöhnt, so die Journalistin Annalisa Spinoso, die für den Bericht verantwortlich zeichnet. Was „sonderbar“ am Verhalten des Mannes sein soll, wird nicht erklärt und geht aus den Aufnahmen auch nicht hervor.Doch selbst die türkisen Socken des Richters sind der Journalistin eine Erwähnung wert: „Solche Strümpfe sollte man im Gerichtssaal nicht tragen“, heißt es abschließend.Privat angegriffen wird der Richter auch von der Zeitung „Il Giornale“, die ebenfalls Berlusconi gehört. Man höre aus dem Justizpalast, in dem Raimondo Mesiano arbeitet, dass er sich gerne "als Tourist aus Berlin verkleidet und auf der Straße Frauen nach dem Weg zum Mailänder Dom frägt", heißt es in einem Artikel.HintergrundDer Streit zwischen der Fininvest und CIR geht auf das Jahr 1991 zurück, als der noch von Berlusconi selbst geleitete Konzern vom römischen Berufungsgericht die Kontrolle über das Mondadori-Unternehmen zugesprochen bekam. Auf der Strecke blieb dabei der Konkurrent, die CIR-Holding von Carlo De Benedetti.Dieser Deal war laut einem Strafurteil von 2007 durch Bestechung eines Richters erkauft worden. Berlusconi wurde wegen Verjährung in der Sache nicht belangt. Seine Familie hatte mit dem Geschäft ihren Einfluss im Printmedien- und Verlagsbereich ausgebaut, der Rivale De Benedetti bekam die Zeitung „La Repubblica" und das Magazin „L'Espresso" - heute die schärfsten Kritiker des Ministerpräsidenten.Der Urteilsspruch zur Riesen-Entschädigung muss sofort umgesetzt werden.rb