<b>Die Wahl ist geschlagen, Christoph Holzner hat Sie als Bürgermeister beerbt. Ist schon ein wenig Wehmut dabei? Fehlt Ihnen etwas?</b><BR />Christoph Matscher: Nein, Wehmut ist keine dabei – ich fühle mich richtig gut und es fehlt mir auch nichts. Ganz im Gegenteil: Ich konnte große Verantwortung abgeben. Und meine Entscheidung, nicht mehr zur Wahl anzutreten, bereue ich keine Sekunde. Nach 15 Jahren an der Spitze der Gemeinde war es einfach an der Zeit, abzutreten, denn ich war vier Jahre Vizebürgermeister und elf Jahre Bürgermeister. Ich hätte wieder kandidieren können, aber ich bin der Meinung, dass unserer Gemeinde frischer Wind gut tut. Deshalb bin ich auch ein Befürworter der Mandatsbeschränkung, die für Gemeinden mit bis zu 5000 Einwohnern leider abgeschafft wurde. Meinem Nachfolger wünsche ich alles Gute. Christoph Holzner hat einen klaren Wählerauftrag erhalten.<BR /><BR /><b>Bei der Gemeinderatswahl haben fünf Frauen die ersten fünf Plätze belegt. Was halten Sie von diesem Ergebnis?</b><BR />Matscher: Es ist ein positives Zeichen, dass so viele Frauen vorne liegen. Dieses Ergebnis spricht für die fünf Frauen, die ein herausragendes Resultat erzielt haben und in verschiedenen Bereichen über besondere Qualitäten verfügen. Nun liegt es an meinem Nachfolger Christoph Holzner, aus diesem tollen Ergebnis etwas zu machen.<BR /><BR /><b>Was konnten Sie in Ihrer Zeit als Bürgermeister mit Ihren Mitstreitern bewegen?</b><BR />Matscher: Die vergangenen mehr als zehn Jahre waren eine schöne Zeit, auch wenn es teils anstrengend und nicht immer ganz einfach war. Aber wir als Verwaltung konnten vieles bewegen, weil wir in Gemeinderat und Gemeindeausschuss gut zusammengearbeitet haben: Nach jahrzehntelangen Diskussionen wurde beschlossen, dass der neue Kindergarten in Tisens gebaut wird. Der Bau ist fast abgeschlossen, und der Kindergarten samt Kindertagesstätte wird voraussichtlich im Herbst eröffnet – eine Entscheidung, die mich sehr freut. Als Gemeinde haben wir unter anderem auch das Abwassernetz ausgebaut und verbessert, einen neuen Wertstoffhof errichtet und die Straßennamen eingeführt. Es gibt noch viele weitere Dinge, die den Bürgern oft nicht direkt aufgefallen sind, aber trotzdem für sie umgesetzt wurden. Ich blicke jedenfalls sehr zufrieden zurück.<BR /><BR /><b>Ihre Gemeinde erlebt seit einigen Jahren eine auffallende Zuwanderung von Familien. Worauf führen Sie das zurück?</b><BR />Matscher: Ja, das stimmt. Tisens ist auch eine wunderschöne Gemeinde. Und viele Leute haben erkannt, dass man schnell die größeren Zentren Bozen und Meran erreichen kann. Zudem dürfen wir uns über eine hohe Lebensqualität freuen. Und unsere Bürger sind auch nett. <BR /><BR /><b>Welche Ziele haben Sie als Bürgermeister nicht erreicht?</b><BR />Matscher: Leider konnten mehrere Vorhaben nicht mehr realisiert werden: So haben wir beispielsweise den Ausbau der Straße nach Sandbichl in Prissian nicht mehr umsetzen können. Und die verkehrsberuhigenden Maßnahmen samt Gehsteigverlängerung in Tisens stehen ebenfalls noch aus. Der neuen Verwaltung dürfte es also nicht langweilig werden. <BR /><BR /><b>Apropos – ist Ihnen jetzt eigentlich langweilig, oder finden Sie noch genug zu tun?</b><BR />Matscher: Nein, langweilig wird mir sicher nicht. Ich werde in Vollzeit an meinen Arbeitsplatz, die Fructus in Vilpian, zurückkehren. Und zudem habe ich daheim in Prissian einen kleinen Hof, auf dem auch einiges zu tun ist. Zudem möchte ich mich mehr um meine Familie kümmern, die in der Vergangenheit immer wieder auf mich verzichten musste, weil ich Verpflichtungen hatte.Interview: Florian Mair