Frage: Der Lissabon-Vertrag und die EU-weiten Spitzenkandidaten machen die Wahl spannend: Gibt es wirklich Unterschiede zwischen Jean-Claude Juncker und von Martin Schulz?Herbert Dorfmann: Sicher. Der Kommissionspräsident ist so etwas wie der Regierungschef Europas. Ich hatte das Glück, beide Kandidaten kennen zu lernen. Junker ist ein klassischer Christdemokrat, der sein Luxemburg lange erfolgreich geführt hat und als Chef der Eurogruppe in schwierigen Zeiten gute Arbeit geleistet hat. Er weiß, was Regierungsarbeit bedeutet. Schulz ist Sozialdemokrat, der sehr für die Rolle des EU-Parlaments kämpft und ein Garant dafür wäre, dass das Parlaments gestärkt wird.Frage: Wie sicher ist es, dass die Regierungschefs dabei bleiben, den EU-weiten Wahlsieger zum Präsidenten zu nominieren und angesichts einer Neuauflage der Schwarz-roten Koalition nicht doch einen anderen Konsenskandidaten empfehlen?Dorfmann: Der Kommissionspräsident wird nicht von den Regierungschefs gemacht, sondern im Parlament gewählt. Einen neuen Kopf aus dem Hut zu zaubern wäre eine Geringschätzung des Wählers. Nach der Wahl einen anderen Konsenskandidaten zu suchen, wäre so, wie wenn man in den USA zuerst einen Präsidentschaftskandidaten hätte und die Wahlmänner dann jemand anderen wählen würden. Werde ich gewählt, würde ich als Parlamentarier ein solches Spiel nicht mittragen.Frage: Sie sind in der EVP beheimatet, Ihre Liste ist aber mit dem PD alliiert: In welcher Fraktion werden Sie nach dem 25. Mai sitzen?Dorfmann: Die SVP ist Mitglied der EVP. Wir machen die auf Grund unseres Wahlgesetzes notwendige Listenverbindung mit jener Partei, die am ehesten auf der Seite unserer Autonomie steht. In meinem Fall weiß der PD, dass mein Herz für die Ideen der EVP schlägt und ich dort mitarbeiten möchte. Daraus haben wir nie ein Hehl gemacht. Aber ich habe bisher auch mit Kollegen vom PD zusammengearbeitet und das möchte ich auch weiter so halten.Interview: Moritz Windegger