Es ist ein ganz spezieller Zug, mit dem der russische Präsident seit Kriegsbeginn fast ausschließlich reist. Warum er das tut, liegt auf der Hand: Ein Flugzeug und besonders das Präsidenten-Flugzeug könnte relativ einfach geortet und abgeschossen werden, außerdem würde das Reisen mit dem Jet Aufschluss über Putins Bewegungen geben. Das geht bei seinem „unsichtbaren“ Zug nicht.<h3> Was ist das für ein Zug?</h3>Laut den beiden oppositionellen Medien Dossier Tsentr und Proekt, soll der Putin-Zug den in Russland regulär verkehrenden rot-silbernen Fernzüge zum Verwechseln ähnlich sehen. Das einzige äußerliche Unterscheidungsmerkmal seien die speziellen Funkantennen auf dem Dach des Zuges, die aber sehr filigran geartet sind, um sie vor spionierenden Blicken zu verbergen. <BR /><BR />Die sonstige Ausstattung allerdings unterscheidet sich stark von normalen Zügen. Es gibt einen Schlafwagen für den Präsidenten, ein Arbeitszimmer, einen Wagen für Begleitpersonen und einen Wagen für abgeschirmte Kommunikation. Zudem ist der gesamte Zug gepanzert.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="864866_image" /></div> <BR /><BR />Nach Angaben von Dossier Tsentr, einer vom Exil-Oligarchen Michail Chodorkowski finanzierten Website, wurde der gepanzerte Spezialzug zwischen 2014 und 2015 gebaut und ausgerüstet, Putin setzte ihn ab der zweiten Jahreshälfte 2021 kontinuierlich ein, als er mit den großangelegten Vorbereitungen für den Einmarsch in der Ukraine begann. Laut den Recherchen steht der Zug außer dem Präsidenten nur noch einer weiteren Person zur Verfügung: dem Premierminister – derzeit Michail Mischustin. <BR /><BR />Der Zug gehört – immer laut Dossier Tsentr – Unternehmen und Geschäftsleuten, die Jurij Kowaltschuk, dem Hauptaktionär der Rossija Bank und des staatlichen Medienimperiums, nahestanden, sowie einem sehr guten Freund des Präsidenten, mit dem er teils die lange Zeit der Covid-Isolation verbrachte.<h3> Fahrten haben höchste Priorität</h3>Die Fahrten mit diesem Panzerzug haben immer höchste Priorität und werden so gestaltet, dass der Zug nie warten muss. Der Fahrplan der anderen Züge wird so angepasst, dass er durchgehend mit Höchstgeschwindigkeit und ohne Halt fahren kann. „Die Abfahrt des Zuges kann unangekündigt erfolgen. Nach dem Ausbruch des Krieges im Februar/März vergangenen Jahres begann Putin, diesen Zug sehr aktiv zu nutzen, insbesondere um zu seiner Residenz in Waldai zu gelangen“, so eine von Dossier Tsentr zitierte Quelle.<BR /><BR />Denn dem Telegramm-Kanal Proekt zufolge soll Putin neben den normalen Strecken auch ein zusätzliches, geheimes privates Netz von Strecken und Bahnhöfen gebaut haben, um seine wichtigsten Wohnsitze miteinander zu verbinden: 2015 in Nowo-Ogariowo in der Region Moskau, 2017 in Sotschi am Schwarzen Meer und 2019 im bereits erwähnten Waldai in der Oblast Nowgorod. Das russische Portal „Sota“ schreibt zudem, für den Zug sei der Bahnhof in Moskau eigens umgebaut und mit luxuriösen VIP-Räumen ausgestattet worden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="864869_image" /></div> <BR /><BR />Dies alles erinnert an den sich hartnäckig haltenden Mythos von der stalinistischen „Metro 2“. Denn auch Stalin fürchtete Anschläge und soll schon in den 30ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter dem Boden Moskaus ein zweites, parallel zu den in Betrieb befindlichen Strecken, geheimes U-Bahn-Netz in Auftrag gegeben haben, um sich und seinen Führungsstab im Kriegs- oder Notfall in Sicherheit bringen zu können. Die „Metro 2“ soll den Kreml mit dem KGB-Hauptquartier, dem Flughafen Vnukovo und einer angeblichen unterirdischen Stadt in Ramenki verbunden haben. Ob das geheime Streckennetz existiert hat oder womöglich immer noch existiert und auch von Putin genutzt wird, ist nicht bewiesen.<h3> Erste Medienberichte</h3>Aber zurück zu den Fakten und Putins Panzerzug: Die Existenz des „unsichtbaren“ Zuges ist schon länger kein absolutes Geheimnis mehr. Die Tageszeitung „Komsomolskaja Prawda“ hatte bereits 2019 darüber berichtet, nachdem der damalige Premierminister Dmitri Medwedew, der den Zug wie jetzt Michail Mischustin auch nutzen durfte, ein Treffen in dem Zug abgehalten hatte. Diskreter war Putin, der nur einmal im Jahr 2012 an Bord einer früheren Version des Sonderzuges zu sehen war. (Bild oben)<BR /><BR />Die erste Erwähnung geht aber bereits auf das Jahr 2005 zurück, als das „Hotel auf Rädern“, wie eines der Vorgängermodelle des Zuges genannt wurde, zwischen Moskau und St. Petersburg zu fahren begann. Das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtete darüber und beschrieb den Zug wie folgt: „Innen: Mahagoni, Teppiche, Sofas und sogar W-Lan.“<BR /><BR />