Samstag, 12. August 2023

Noch bleibt Zeit, die Blender und Schaumschläger zu identifizieren

„Wer versteht, wie die Politikertruppe tickt, der weiß natürlich, dass am 23. Oktober die Luken wieder dicht gemacht werden. Der Wähler hat seine Schuldigkeit getan, er soll jetzt still sein.“ Ein Kommentar von Michael Fink.

In den Wochen vor der wichtigen Entscheidung ist plötzlich auch der kleine Mann ganz groß. Man verspricht ihm neue Schuhe, wenn die alten drücken. „Woll, woll. Dieses Problem müssen wir angehen.“ - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Jetzt bricht wieder die Zeit der Selbstlobhudelei an. Die auf Abschiedstour befindlichen Mitglieder der Landesregierung überbieten sich mit ihren Leistungen der vergangenen 5 Jahre. Dabei tun sie so, als würde das Geld auf den Bäumen wachsen, sie pflücken es und „beschenken“ uns mit millionenschweren Projekten – oder auch nicht.

Die Bilanz ist eher mager, nicht nur wegen Corona. Die Überforderung der Gruppe war offensichtlich. Man wanzt sich trotzdem an. Das gehört zur peinlichen Vorwahlzeit eben dazu. Die Politik wird damit irgendwie zur Belästigung.

Ein Selfie da, ein zumeist sinnfreier Post in den sozialen Medien dort. Sehen und gesehen werden, immer einen knackigen Spruch auf Lager und eine Menge Schall und Rauch.
Michael Fink


In den Wochen vor der wichtigen Entscheidung ist plötzlich auch der kleine Mann ganz groß. Man verspricht ihm neue Schuhe, wenn die alten drücken. „Woll, woll. Dieses Problem müssen wir angehen.“ Auf jedem Dorffest, Prosecco-Empfang, bei jeder Grillfeier und Freilichttheateraufführung wird dieser Standardsatz gebetsmühlenartig heruntergeleiert.

Die Kandidaten, die erstmals und wieder reinwollen, zeigen sich fast schon demütig und ziehen wie Wanderprediger mit großen Ohren durchs Land. Ein Selfie da, ein zumeist sinnfreier Post in den sozialen Medien dort. Sehen und gesehen werden, immer einen knackigen Spruch auf Lager und eine Menge Schall und Rauch.

Viele von ihnen bringen eine große Portion Leidensfähigkeit und Selbstüberschätzung ein, um diese Zeit durchzuhalten. Ein Großteil der Wahlkämpferlein wird das Ziel trotzdem nie erreichen und bleibt auf der Strecke. Jene, die auf der Ofenbank Platz nehmen dürfen, zeigen sehr schnell ihr wahres Gesicht.

Der Wähler hat seine Schuldigkeit getan, er soll jetzt still sein. Man hört sich in 5 Jahren.
Michael Fink


Wer nur ansatzweise versteht, wie die Wahlkämpfertruppe tickt, der weiß, dass am 23. Oktober die Luken wieder dicht gemacht werden: Der Wähler hat seine Schuldigkeit getan, er soll jetzt still sein. Man hört sich in 5 Jahren.

Diese Uraltposse vom Geben und Nehmen, Versprechen und nicht Einhalten funktioniert leider nach wie vor, obwohl die angenommene Dummheit und Vergesslichkeit eines Großteils der Wähler eher schwindet.

Ihre Müdigkeit zur Mitgestaltung und -entscheidung ist aber das große Problem. Diese Lücke besetzen manche Kandidaten und reiten das Pferd, bis es tot ist. Die Fledderei kann beginnen. Populisten und Lobbyisten sind die wahren Meister in diesem Metier.

Noch bleibt Zeit, die Blender und Schaumschläger zu identifizieren. Noch ist Zeit, sich einen Eindruck zu verschaffen, wer mit gezinkten Karten spielt. Unser Land hätte eine Politik dringend notwendig, die wieder mehr Logik und Normalität als Basis hat. Manche Überheblichkeit und Besserwisserei sind kein politisches Programm und schon gar keine Zukunftsvision.

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Mehr zu den Landtagswahlen im Oktober finden Sie hier.

Weitere Kommentare und Analysen finden Sie hier unter der Rubrik „Meinung und Debatte“.


stol

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