Am Vormittag hatte die Opposition den Wahlgang zum dritten Mal boykottiert, in dem sie den Landtag bei der Abstimmung verließ. So geschlossen hatte sich die Opposition in den vergangenen Jahren selten präsentiert, dementsprechend irritiert reagierte die Mehrheit auf diese Machdemonstration. Sitzungspräsident Mauro Minniti vertagte nach dem "Aufstand" der Opposition ein neuerliches Treffen auf 15 Uhr. Unterberger bietet Rücktritt an und stellt BedingungenZu Beginn der Nachmittagssitzung bat SVP-Fraktionssprecher Elmar Pichler Rolle um eine kurze Unterbrechung für eine Beratung innerhalb der SVP, um eventuell einen neuen Vorschlag zu unterbreiten. Dieser kam dann von Julia Unterberger selbst: Sie bot in ihrer Erklärung ihren Rücktritt mit Bedingungen an. Die Opposition habe sich auf sie eingeschossen, aber ihr sei es darum gegangen, eine für die Mehrheit entwürdigende Situation in den Griff zu bekommen, erklärte Unterberger. Ihr Vorschlag: „Wenn die Opposition erklärt, dass sie den Artikel 92 nicht missbrauchen will, werde ich meine Kandidatur zurückziehen.“ Im Klartext forderte sie, dass die Opposition ihre Obstruktionspolitik aufgibt. Die Antwort der Opposition: Nein, das Angebot wird nicht angenommen. Was folgte waren zahlreiche Stellungnahmen, die nicht zur Entspannung der Situation im Landtag beitrugen. Wie reagierte die Opposition auf das Angebot? Pius Leitner (Freiheitliche) lehnte das Angebot ab. Er sei nicht bereit, im Zuge dieser Wahl die Geschäftsordnung einseitig zu ändern. Die Opposition habe die SVP klar aufgefordert, Unterbergers Kandidatur zurückzuziehen und einen anderen Namen vorzuschlagen, und zwar ohne irgendwelche Zusatzbedingungen.Früher habe es manchmal Geheimverträge für die Wahl eines Präsidenten gegeben, meinte Alessandro Urzì (FLI), diesmal habe die Kandidatin offen erklärt, was sie in diesem Amt für die Mehrheit erreichen wolle. Es sei klar, dass die Opposition dies nicht akzeptieren könne. Eine Entweder-oder-Bedingung der SVP könne nicht akzeptiert werden. Unterbergers Bereitschaft, auf die Kandidatur zu verzichten, sei ein Schritt in die richtige Richtung, befand Sven Knoll (Südtiroler Freiheit). Aber Bedingungen könne er in diesem Zusammenhang nicht akzeptieren. Aufgabe einer Präsidentin sei es, alle Abgeordneten gleich zu behandeln; Unterberger sei dazu nicht bereit. Es brauche eine Überarbeitung der Geschäftsordnung, aber nicht eine Auslegung ad hoc. Es gehe in dieser Auseinandersetzung nicht um die Person, sondern um das Amtsverständnis, erklärte Andreas Pöder (Union für Südtirol). Mit ihrer Interpretation der Geschäftsordnung genieße Unterberger nicht das Vertrauen der Opposition. Julia Unterbergers Replik: „Nun zeigt die Opposition ihr wahres Gesicht“ Die Opposition zeige nun ihr wahres Gesicht, antwortete Julia Unterberger. Während sich die Opposition verbal zu einer Änderung der Geschäftsordnung bereit erkläre, gehe es ihr in Wirklichkeit nur um die Beibehaltung der Obstruktion, auch den Grünen. Eine Obstruktion in dieser Form gebe es sonst nirgends auf der Welt.Egger: „Drei Mal durchgefallen und Kandidatin stellt immer noch Bedingungen…“ Die Geschäftsordnungskommission habe nicht umsonst zwei Jahre gearbeitet, eine sinnvolle Änderung werde man jetzt nicht in ein paar Minuten bewerkstelligen können, wandte Thomas Egger daraufhin ein. Unterberger sei bei drei Wahlgängen durchgefallen und erdreiste sich jetzt, dem Landtag Bedingungen zu stellen. Sie solle einfach zur Kenntnis nehmen, dass der Landtag sie nicht wolle. Egger plädierte für eine Zusammenlegung der beiden Präsidentenämter in Land und Region.Nach heftigen Wortwechseln zwischen Elmar Pichler Rolle, Pius Leitner und Eva Klotz (Südtiroler Freiheit) beantragte Hans Berger (SVP) eine Sitzungsunterbrechung von einer halben Stunde.