Die Staatsanwälte von Neapel legten den Kollegen in Rom die Akten über angebliche Beziehungen zwischen dem inhaftierten Geschäftsmann Luigi Bisignani mit Politikern und Unternehmern vor.Die römischen Staatsanwälte wollen sich mit angeblich untransparenten Ausschreibungen öffentlicher Arbeiten im Zusammenhang mit der Post, den Staatsbahnen und der Digitalisierung der Büros des Regierungssitzes befassen. Bisignani gilt dank seiner exzellenten Beziehungen zu prominenten politischen und wirtschaftlichen Kreisen als Drahtzieher des Skandals. Seine P4 wird unter anderem verdächtigt, Politiker bei der Vergabe öffentlicher Ausschreibungen und Finanzierungen sowie bei Personalernennungen beeinflusst zu haben.Die Ermittlungen basieren zum Teil auf abgehörten Telefongesprächen Bisignanis, aus denen seine Kontakte zu hochrangigen Persönlichkeiten hervorgehen, darunter zu Staatssekretär Gianni Letta. In den Sog der Untersuchung sind mehrere Spitzenunternehmer geraten, wie der Chef der Staatsbahnen (FS), Mauro Moretti, der persönlicher Begünstigungen verdächtigt wird. mitMoretti bestreitet jedoch die Vorwürfe. Aus den abgehörten Telefongesprächen resultieren auch Kontakte zwischen Bisignani und dem römischen Bürgermeister Gianni Alemanno. Dieser erklärte, dass er freundschaftliche Beziehungen zu Bisignani unterhalte, dieser habe jedoch niemals Druck auf ihn ausgeübt.Die neapolitanischen Staatsanwälte zeichneten auch ein Telefongespräch zwischen Bisignani und der PdL-Abgeordneten Michaela Biancofiore auf. Darin soll Biancofiore Bisignani mitgeteilt haben, vertraute Informationen über den Sohn der Mailänder Staatsanwältin Ilda Boccassini zu haben, die zurzeit den Ruby-Prozess gegen Premier Berlusconi führt.Bisignani wusste schon seit Wochen, dass sein Telefon von den Ermittlern kontrolliert wurde. In einem Telefongespräch mit Umweltministerin Stefania Prestigiacomo warnte er, dass sein Handy von den Ermittlern belauscht werde. Die Ministerin antwortete nervös: „Wenn die Protokolle der Abhörungen mit mir herauskommen, ruinierst du mich.“