Zur Einführung des Abends zeigten historische Filmaufnahmen die politische Situation in Südtirol von 1918 bis 1969: die Zeit des Faschismus, der Option und des Zweiten Weltkrieges und in der Folge den Kampf um Selbstbestimmung. Zu einer ersten Gesprächsrunde holten die Moderatoren Bruno Hosp und Christine Lasta die Zeitzeugen Martha Ebner und Karl Mitterdorfer auf die Bühne des Kursaals. Ebner und Mitterdorfer beschrieben ihre Schulzeit während des Faschismus, den Gang der Südtirol-Frage zur UNO, die Einsetzung der 19-er-Kommission und anderes mehr.Weitere originale Filmausschnitte zeigten die SVP-Landesversammlung von 1969 mit ihrer fast 14-stündigen unerbittlichen Redeschlacht von Paketgegnern und Paketbefürwortern. Am 23. November 1969 um drei Uhr früh nahm die SVP-Landesversammlung im Kursaal von Meran mit einer denkbar knappen Entscheidung das Paket an, das Silvius Magnago mit Rom ausgehandelt hatte. Das Paket bildete die Grundlage für das zweite Autonomiestatut und war aus SVP-Sicht der Beginn der Erfolgsgeschichte Südtirols. „Der 22. November 1969 hat eine Wende in der Geschichte Südtirols eingeleitet", erklärte Moderator Bruno Hosp und bat die Zeitzeugen Franz Demetz, Toni Kiem, Robert Kaserer, Walter Weiss und Lorenz Niedermair um ihre Erinnerungen. Sie beschrieben die Stimmung unter den Delegierten, die Nervosität Magnagos während der Debatte und dessen anfängliche Enttäuschung nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses, die vielen Beweggründe für oder gegen das Paket, die schwierige wirtschaftliche Situation Südtirols in den Sechzigerjahren, den erschwerten Zugang für Südtiroler zum Staatsdienst. Durch das Paket erwarteten sich die Befürworter Selbsthilfe für Südtirol. Nach der Entscheidung im Kursaal war laut den Zeitzeugen eine große Erleichterung zu spüren und es ging in der Folge ein großer Motivationsschub von der Versammlung aus. Als Landeshauptmann Luis Durnwalder am Sonntagabend die Bühne betrat, unterstrich er: „Die Autonomie ist nie fertig. Das Bestreben nach Autonomie geht weiter. Wenn sich die Umstände ändern, müssen unsere Forderungen an die Umstände angeglichen werden." Bezüglich Herausforderungen der Zukunft sprach Durnwalder die Europaregion Tirol, den Einsatz für Minderheitenrechte, die Subsidiarität und zusätzliche Kompetenzen an.SVP-Parlamentarier Siegfried Brugger, Sohn des Paketgegners Peter Brugger, erzählte von seinen Kindheitserinnerungen an die Landesversammlung 1969. „Mein Vater hat uns Kindern erklärte, dass wir streiten können, soviel wir wollen. Hauptsache wir reichen am Ende unserem Widersacher die Hand", so Brugger, der damit auch an den historischen Handschlag zwischen seinem Vater und Silvius Magnago erinnerte. Parteiobmann Richard Theiner richtete den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft. „Die SVP ist die Autonomiepartei. Unsere Aufgabe wird es sein, diese Autonomie weiterzuentwickeln", so Theiner. Trotz des derzeit schwierigen Verhältnisses zu Rom würden die Zeichen der Zeit für Südtirol sprechen. „Die Nationalstaaten werden Kompetenzen an Europa und im Sinne des Subsidiaritätsprinzips an die Länder abgeben müssen", ist der SVP-Obmann überzeugt. Eine Lanze brach Theiner auch für das Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol. „Wir wollen die Italiener aktiver miteinbeziehen, damit sie mit uns für den weiteren Ausbau der Autonomie kämpfen." Es brauche in Südtirol aber auch inneren Frieden, was das Soziale anbelangt, denn die Schere zwischen arm und reich gehe weiter auf. In diesem Land dürfe niemand auf der Strecke bleiben. „Die Autonomie ist nicht vom Himmel gefallen. Sie wurde hart erkämpft", erinnerte Theiner. Südtirol sei von Rom nichts geschenkt worden, dessen sei sich die Jugend leider zu wenig bewusst. „Wir sind nach wie vor eine verschwindend kleine Minderheit in einem fremden Staat und wir haben nur Zukunft, wenn wir den entsprechenden Zusammenhalt haben", so Theiner. Der Parteiobmann appellierte an den geschlossenen Auftritt nach außen, während es nur zu begrüßen sei, wenn innerhalb der Partei hart gerungen wird.In seinen Abschlussworten dankte Parteiobmann Theiner den vielen Frauen und Männern, die sich uneigennützig für die Sache eingesetzt, Außerordentliches geleistet und geholfen haben, dieses Paket auszuarbeiten und umzusetzen. „Nun müssen wir den Mut haben uns zu öffnen, im historischen Rahmen Tirols, nördlich des Brenners, östlich von Innichen und südlich von Salurn", sagte Theiner, der sich gegen das Schüren von Nationalismen und Ängsten aussprach. Parteiobmannstellvertreter Thomas Widmann beantwortete die Frage, ob die Autonomie Garant für wirtschaftlichen Wohlstand sei. „Um Südtirol weiter blühen zu lassen, braucht es stabile politische Verhältnisse, moderne und gute Infrastrukturen, Innovation und Forschung", ist Widmann überzeugt. Es gelte, in die Zukunftschancen zu investieren. „Die Autonomie ist nicht Garant des Wohlstandes, sondern die Grundlage zum Wohlstand. Die Autonomie ist ein Sprungbrett für eine Zukunft, die mit Wohlstand ausgestattet ist", unterstrich Widmann.Parteiobmannstellvertreterin Martha Stocker indes verwies in ihrer Eigenschaft als FUEV-Vizepräsidentin auf die Bedeutung des Minderheitenschutzes. Besonders wichtige Anliegen seien die Stärkung der Muttersprache sowie die Absicherung der Autonomie. „Langfristig müssen wir unsere Autonomie auch aus finanzieller Sicht soweit absichern, dass wir nicht bei jeder Änderung in Rom alles in Frage gestellt bekommen", so Stocker. Landessekretär Philipp Achammer betonte zum Abschluss der Veranstaltung, dass es der jüngeren Generation am Herzen liege, das Erbe von 1969 aufrechtzuerhalten und mit Respekt und Würde damit umzugehen.