Palästinenser im israelisch besetzten Westjordanland haben am Samstag erstmals seit sieben Jahren wieder an Kommunalwahlen teilnehmen können. Gut 500.000 Bewohner des Gebiets waren aufgerufen, Bürgermeister und Gemeinderäte zu bestimmen. Etwa 5000 Kandidaten bewarben sich um rund 1000 Sitze in Gemeindeparlamenten. Die Wahlbeteiligung war nach Einschätzung von Beobachtern vor Ort aber relativ gering.Als mögliche Gründe wurde das Fehlen einer wirklichen Alternative zur gemäßigten Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Autonomiebehörde genannt. Angesichts ausbleibender Fortschritte im Friedensprozess mit Israel und bei der Erlangung eines eigenen Staates sind viele Menschen desillusioniert.Die kurz vor der Wahl bekanntgegebene israelische Entscheidung, in der Siedlung Gilo im besetzten Süden von Jerusalem fast 800 neue Wohnungen zu bauen, bestätigte diese Stimmung. Viele Menschen sind nach Einschätzung des Leiters des Regionalbüros Nahost der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah, René Wildangel, sehr frustriert.Die in dem zweiten Palästinensergebiet, dem Gazastreifen, herrschende radikal-islamische Hamas hatte in ihrem eigenen Machtbereich überhaupt keine Wahl zugelassen. Abbas hatte den Urnengang, der ursprünglich schon 2010 abgehalten werden sollte, schon zweimal verschieben lassen, weil er eine gleichzeitige Abstimmung auch im Gazastreifen unter Beteiligung der Hamas favorisierte. Die Aussöhnung zwischen Fatah und Hamas kommt jedoch nicht voran. Daran scheiterte bisher auch die Neuwahl von Parlament und Präsident. Abbas war 2006 eigentlich nur für vier Jahre gewählt worden, regiert aber nach Ablauf seines Mandats einfach weiter.Wahlen nur in 94 der insgesamt 353 Kommunen des WestjordanlandesDie Abstimmung wurde nach Angaben des Leiters der Wahlkommission in Ramallah, Hanna Nasser, nur in 94 der insgesamt 353 Kommunen des Westjordanlandes abgehalten. In 181 Gemeinden sei die Wahl hinfällig, da nur eine Kandidatenliste eingereicht worden sei. Und in 78 Kommunen soll mangels Kandidaten erst am 24. November abgestimmt werden. Die 280.000 Palästinenser in Ost-Jerusalem, das von Israel als Teil seiner „ewigen und unteilbaren Hauptstadt“ annektiert wurde, konnten ebenfalls nicht wählen.Die Wahl selbst verlief friedlich und war gut organisiert. Mit aussagefähigen Ergebnissen wurde erst im Laufe des Sonntag gerechnet.dpa