Zu Beginn eines zweitägigen Besuchs würdigte er das mehrheitlich katholischen Land am Samstag als beispielhaft für andere Staaten in Europa. Bei einer Messe am Sonntag rief er zum nachdrücklichen Einsatz für die Ausbildung von Kindern auf.Kroatien könne in der EU dazu beitragen, „das unschätzbare gemeinsame Erbe an menschlichen und christlichen Werten zu bewahren und neu zu beleben“, sagte der Papst, der nach seiner Ankunft am Flughafen der Hauptstadt Zagreb von Kroatiens Präsident Ivo Josipovic begrüßt wurde. Die Geschichte Kroatiens könne eine Anregung zur „Reflexion für alle anderen Völker des Kontinents“ sein.Als traditionsreiches Land könne Kroatien in der EU zu einer besseren Wertschätzung „der geistigen und kulturellen Schätze“ Europas beitragen. Bereits während des Flugs hatte sich das Kirchenoberhaupt für einen baldigen EU-Beitritt Kroatiens ausgesprochen. Dieser sei „logisch, richtig und notwendig“, sagte der 84-Jährige.Nach seiner Ankunft sagte Benedikt XVI., die „heutige Kultur“ des Individualismus stelle Europa vor „Herausforderungen“. Immer mehr Menschen strebten ein „Leben ohne Verpflichtungen“ an. Nötig sei daher eine neue „Dynamik zur Förderung der moralischen Grundwerte, auf denen das gesellschaftliche Leben und die Identität Europas basieren“.Kroatiens Präsident Josipovic würdigte die „Schlüsselrolle“ des Vatikans nach der Unabhängigkeit Kroatiens im Jahr 1991. Der Vatikan hatte den Schritt im darauffolgenden Jahr als einer der ersten Staaten weltweit anerkannt. Zugleich sprach sich Josipovic für „Vergebung und Versöhnung“ auf dem Balkan aus. Er sei überzeugt, dass die Mehrheit der Kroaten den EU-Beitritt wolle.Auch vor Jugendlichen sprach Benedikt am Samstagabend über die EU-Perspektive Kroatiens. Die Beitrittsverhandlungen wurden im Jahr 2005 aufgenommen. Das Land strebt eine Mitgliedschaft ab dem kommenden Jahr an. Die Bevölkerung ist jedoch nicht zuletzt wegen der Urteile des Haager UNO-Tribunals gegen kroatische Kriegsverbrecher gespalten. Laut Umfragen lehnen 42 Prozent der Kroaten einen Beitritt ab.Bei der Messe auf der Pferderennbahn „Hippodrom“ unter freiem Himmel sagte der Papst am Sonntag, „die auf der Ehe gegründete Familie“ habe einen „einzigartigen und unersetzlichen Wert“. Zum Abschluss segnete er die Gläubigen in verschiedenen Sprachen der Region, darunter auch Serbisch und Deutsch. Der Vatikan sprach von 400.000 Gottesdienstbesuchern, Kroatiens Fernsehen von 300.000 Gläubigen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sprach von einer „außerordentlichen Akzeptanz“ des Papstes, „nicht nur vonseiten der Gläubigen sondern auch der politischen Autoritäten.“„Ich fühle Freude und Segen“Von der Bevölkerung wurde der Papst freundlich empfangen. „Ich fühle Freude und Segen“, sagte der 45-jährige Lehrer Igor Tomljenovic der Nachrichtenagentur AFP. Für die 52 Jahre alte Juristin Marija Pericic war der Besuch Ansporn „zu einer tieferen Beschäftigung mit dem Glauben“. Am Freitag hatte in Zagreb aber auch eine kleine Kundgebung gegen die Politik des Vatikans stattgefunden.Umstritten war vor allem ein für Sonntagnachmittag geplanter Besuch des Papstes am Grab des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac, der von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. seliggesprochen worden war. Historiker werfen Stepinac vor, sich während des Zweiten Weltkriegs nicht eindeutig positioniert zu haben. Benedikt hingegen nannte ihn vor seiner Reise einen Verteidiger „des wahren Humanismus“. apa/afp/dpa