Einige Missbrauchsopfer werden am Freitag zynisch, als sie das erfahren. „Wenn Minderjährige die Weitsicht haben, sich im Vatikanstaat missbrauchen zu lassen, werden ihre Rechte geschützt. Draußen können wir nicht handeln.“ Das sei die Botschaft, die der Papst sende, schreibt der italienische Opferverband Rete L'abuso.Warum also kein Anti-Missbrauchs-Gesetz für die ganze römisch-katholische Weltkirche, sondern nur eines für den Vatikan? Die Frage ist berechtigt. Und doch sendet Franziskus aus dem Machtzentrum der Kirche ein wichtiges Signal.Krise auch für diesen PapstIn vielen Ländern der Welt wurde sexueller Missbrauch durch Geistliche in der Vergangenheit kleingeredet oder vertuscht. Die Missbrauchsskandale haben auch den einst als Reformer gefeierten Papst in eine schwere Krise gestürzt. Einen Monat nach dem historischen Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan gibt das Katholikenoberhaupt nun eine erste Antwort auf seine eigene Forderung: dass angesichts der schweren Missbrauchsskandale in vielen Ländern der Welt klaren Worten endlich konkrete Taten folgen müssen.Vorgelegt hat der Papst ein Bündel an Dokumenten: neben dem neuen Gesetz auch einen Erlass und Richtlinien für Priester und andere Mitarbeiter im Vatikan. Besonders viel Aufsehen erregt die Regelung, dass Verdacht auf Missbrauch künftig unverzüglich angezeigt werden muss und dies andernfalls sanktioniert wird. Zudem wird die Verjährungsfrist angehoben. Verurteilte Missbrauchstäter sollen aus ihrem Amt entfernt werden.apa/dpa