<b>von Bernd Posselt</b><BR /><BR />Er eroberte zwar mit seinem sympathischen Auftreten und seinen klaren, schnörkellosen Aussagen die Herzen im Sturm, aber mancher fragte sich, ob er sich auch in unseren Gefilden auskennt. Als jemand, der pausenlos in Bayern, Österreich und Böhmen unterwegs ist, bin ich in den letzten Wochen aber ununterbrochen auf seine Spuren gestoßen. <BR /><BR />Der Augustinerorden, dem er nicht nur angehört, sondern lange vorstand, hat die Kirchengeschichte Mitteleuropas nachhaltig geprägt, und der heutige Papst hielt dieses Erbe stets mit Begeisterung lebendig. <BR /><BR />Als ein tschechischer Diplomat ihn kürzlich nach Prag einlud, lachte er und sagte: „Das Flugticket habe ich seit Tagen in der Tasche! Ich hätte heute in der Tschechischen Republik firmen sollen, wenn nicht das Konklave dazwischen gekommen wäre.“ Er sei mindestens zwölfmal in den Böhmischen Ländern gewesen, habe mit dem berühmten Brünner Augustinerkloster, wo einstmals Gregor Mendel als Abt wirkte, intensive Kontakte unterhalten und auch die Prager Thomaskirche gerne besucht, um dort Gottesdienste zu halten. <BR /><BR />Ähnliches hört man aus dem benachbarten Wien. Die Messe, die er als Kardinal Robert Prevost in der dortigen Augustinerkirche hielt, wo sich die Herzgruft der Habsburger befindet, ist bis heute dort unvergessen. Das Abendessen bei Kardinal Christoph Schönborn soll in besonders herzlicher Atmosphäre stattgefunden haben.<BR /><BR /> Mit dem Wallfahrtsort Maria Eich vor den Toren Münchens, den seine Augustiner betreuen, verbinden den Heiligen Vater, der sich auch auf Deutsch verständigen kann, ebenfalls freundschaftliche Beziehungen. <BR /><BR />Dieser Papst war in seinen früheren Funktionen viel im Herzen Europas unterwegs. Dass er auch die beiden Amerikas und durch seine Missionsreisen die ganze Welt kennt, steht dem nicht entgegen.<BR /><BR /> Er verkörpert die Weltkirche, ist uns aber deshalb nicht weniger nahe als die Mitteleuropäer Johannes Paul II. und Benedikt XVI.