So dürfte die Opposition des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra die absolute Mehrheit im Parlament bekommen. Demnach könnte die Pheu-Thai-Partei (Für die Thais), hinter der der vor fünf Jahren vom Militär gestürzte und im Exil lebende Milliardär Thaksin steht, bis zu 313 der 500 Parlamentssitze erreichen.Absolute Mehrheit zeichnet sich abSollten sich die Prognosen bestätigen, kann „Für die Thais“ ohne Koalitionspartner regieren. Die Partei versteht sich als Interessenvertreterin der armen Landbevölkerung und ging mit Thaksins jüngerer Schwester Yingluck Shinawatra als Spitzenkandidatin ins Rennen. In der Zentrale der Partei brach ohrenbetäubender Jubel aus, als die ersten Prognosen veröffentlicht wurden. Als Spitzenkandidatin Yingluck Shinawatra (44) das Gebäude betrat, skandierten Hunderte „Yingluck – Nummer Eins“. Die Partei war auch auf dem Stimmzettel durch Auslosung an die erste Stelle gekommen.91 Tote bei AuseinandersetzungenAn ihren roten Hemden erkennbare Anhänger Thaksins hatten im vorigen Jahr ein Geschäftsviertel in Bangkok elf Wochen lang blockiert. Bei Auseinandersetzungen mit dem Militär kamen damals 91 Menschen ums Leben. Die Wahl galt als Test für die Fähigkeit des südostasiatischen Landes, den seit Jahren andauernden Konflikt zwischen den politischen Lagern zu überwinden.Die Regierungspartei von Premier Abhisit Vejjajiva (46) hatte gehofft, den Vormarsch Thaksins mit Koalitionspartnern stoppen zu können. Sie hat im Falle eines Wahlsiegs der Opposition vor weiteren Unruhen gewarnt. Die neue Regierung muss tiefe Gräben in der Gesellschaft überwinden, die sich nach Jahren mit den Straßenprotesten, dem Militärputsch und wachsender Gewalt aufgetan haben.Armeechef Prayuth Chan-ocha, der sich für die Regierungspartei ausgesprochen hatte, gab sich nach der Stimmabgabe gelassen: „Ich mache mir keine Sorgen über die Lage nach den Wahlen“, sagte er. Es gebe keine Putschpläne.Die Wahllokale schlossen am frühen Nachmittag (15.00 Uhr Ortszeit/10.00 MESZ). Jarupan Kuldiloke, die für Pheu Thai kandidierte, kritisierte, es hätten nicht alle Wähler eine Chance gehabt, ihre Stimme abzugeben. Auf den Busbahnhöfen in Bangkok hätten mehr als tausend Wähler vergeblich auf ihren Transport in die Provinzen gewartet. Ein Zug mit 2.000 Wählern sei in der Nacht auf dem Weg nach Norden mit Getriebeschaden liegengeblieben und erst nach Stunden wieder flott gemacht worden. Die Wähler hätten keine Chance gehabt, ihre Heimatdörfer zur Stimmabgabe zu erreichen.In Bangkok waren die Wahllokale schon in der Früh gut besucht. Bei den Wahlen 2007 lag die Wahlbeteiligung bei 74 Prozent. In der Hauptstadt war traditionell die Regierungspartei der Demokraten stark.„Sie haben nichts für die Leute getan“, meinte aber der Straßenverkäufer Sawang Paleung (50). „Alles ist teurer geworden.“ Verkäuferin Pattira Wangthong wollte für eine kleine Partei stimmen. „Sollen die großen Parteien ihren Kampf unter sich ausmachen“, sagte sie.Hohe SicherheitsvorkehrungenDie Parlamentswahl fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. 170.000 Polizisten überwachten den Urnengang, bei dem am heutigen Sonntag mehr als 47 Millionen Wahlberechtigte über die Verteilung der 500 Mandate im Parlament abstimmen konnten. Mit ersten Teilergebnissen wird gegen 21.00 Uhr Ortszeit/16.00 Uhr MESZ gerechnet.Von den 40 Parteien hatten von vornherein nur die Regierungspartei und die Thaksin-Partei realistische Chancen auf die Regierungsbildung. Schon in Umfragen lag die regierende Demokratische Partei aber zuletzt deutlich hinter Pheu Thai (auch: Puea Thai). Yingluck wäre erste Frau an der Spitze einer thailändischen Regierung. apa/dpa/reuters/afp